Nach seiner Twitter-Übernahme hat Elon Musk nicht nur im Raketentempo wichtige Leute beim Kurznachrichtendienst entlassen, sondern auch zügig begonnen, die Konten zuvor gesperrter Nutzerinnen und Nutzer wiederherzustellen. Diese waren wegen Verstössen gegen die Community-Richtlinien verbannt worden.
Wieder freigeschaltet wurde zum Beispiel Donald Trump, der von der neuen Chance bisher aber nicht Gebrauch machen wollte. Andere dürften sich mehr freuen, denn Musk will noch viele Accounts entsperren. Die Richtigkeit dieser Strategie hat er sich in einer Umfrage unter Usern bestätigen lassen.
Die nun am Freitag kommunizierte «Generalamnestie» von Elon Musk hat allerdings einen Haken: Die meisten Userinnen und User beziehen Twitter über die App Stores von Apple und Google. Und bei denen sind diskriminierende Inhalte explizit verboten. Sollten Hassrede und Desinformation künftig also freien Lauf haben, könnte die Plattform Twitter ihre wichtigste Basis verlieren.
Aber Musk gilt bekanntlich als Tausendsassa. Im Notfall wolle er ein eigenes Smartphone entwickeln, konterte er entsprechende Bedenken.
Gerüchte rund um ein solches «Tesla Phone» gibt es laut dem Podcast-Network «9to5Mac» schon länger. Ein solches in vergleichbaren Mengen unter die Menschen zu bringen, dürfte allerdings leichter gesagt als getan sein.
Realistischer ist deshalb, dass Musk mit einem noch neueren Abomodell bei Twitter den Knoten lösen will. Die überarbeitete Version werde in der kommenden Woche probeweise starten, gab der neue Eigentümer des Kurznachrichtendienstes ebenfalls am Freitag bekannt.
Das nun versprochene Premium-Konto beinhalte verschiedenfarbige Häkchen, die Nutzer als «verifiziert» ausweisen. Gold sei für Unternehmen vorgesehen, grau für Regierungen und blau für einzelne Personen. Bevor ein Konto dieses Siegel erhalte, würden die Nutzer einzeln überprüft, so Musk.
Sollte das alles nicht greifen, drohen Twitter mit dem ab Februar 2024 in den USA geltenden «Digital Services Act» Strafen in Höhe von bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes.
Nach der Änderung mit den Häkchen Mitte November kam es zu einer Welle von Fake-Accounts, die im Namen von Unternehmen wie Nintendo, dem Fruchthändler Chiquita und auch Tesla twitterten. Die Postings der Hochstapler erreichten riesige Reichweiten und sorgten für Diskussionen. Deshalb muss jetzt alles noch einmal überarbeitet werden.
Vom wem, wenn die besten Leute bei Twitter bereits entlassen sind? Darauf ist auch dem Tausendsassa Musk spontan noch keine Antwort eingefallen.