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Mittwoch
08.10.2003

Zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse protestieren prominente Autoren gegen die Praxis deutscher Verlage, Übersetzungen ausländischer Titel in reformierter Orthografie zu drucken. Unter den insgesamt 18 Autorinnen und Autoren aus neun europäischen Ländern, die sich an der Unterschriftenaktion beteiligt haben, befinden sich u.a. Adolf Muschg, Günther Grass, Elfriede Jelinek, Christa Wolf, Martin Walser und Cees Nooteboom, wie die Forschungsgruppe Deutsche Sprache in Berlin am Dienstag mitteilte. Die Schriftsteller verweisen in ihrer Protestschrift auf die ihrer Ansicht nach «mangelnde demokratische Legitimation der auf dem Verordnungsweg durchgesetzten Rechtschreibreform», die von der grossen Mehrheit der deutschsprachigen Intellektuellen abgelehnt werde. Auch renommierte Buchverlage wie Hanser, Suhrkamp, Piper und Diogenes lehnten sie ab.

Die bisherige Orthografie sei diejenige, «die sich seit der Goethezeit allmählich entwickelt und das ganze 20. Jahrhundert hindurch bewährt hat», so die Initiatoren. Die Autoren beklagen zudem die Praxis, dass die fremdsprachige Literatur von mehreren Verlagen wie Fischer und Rowohlt in der neuen Rechtschreibung publiziert werde, während die deutschsprachige Literatur fast ausschliesslich in der alten Orthografie erscheine. Die Schriftsteller bitten ihre Kollegen, «sich uns anzuschliessen und uns zu unterstützen», heisst es in dem Appell.

Die anderen Unterzeichner des Aufrufs sind der Ständige Sekretär der Schwedischen Akademie, Horace Engdahl, sowie die Autoren Hans Magnus Enzensberger, Georges-Arthur Goldschmidt, Lars Gustafsson, György Konrad, Reiner Kunze, Stanislaw Lem, Siegfried Lenz, Claudio Magris, Harry Mulisch, Sten Nadolny und Patrick Süskind.