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Montag
19.08.2024

TV / Radio

Staatsanwältin Wilhelmine Klemm ermittelt und pafft seit 22 Jahren im «Münster-Tatort»... (Bild: Screenshot WDR-Tatort)

Staatsanwältin Wilhelmine Klemm ermittelt und pafft seit 22 Jahren im «Münster-Tatort»... (Bild: Screenshot WDR-Tatort)

Mechthild Grossmann, die im «Tatort» aus Münster seit Anbeginn die imposante Staatsanwältin Wilhelmine Klemm spielt, hört auf, wie verschiedene deutsche Medien diese Woche vermeldet haben. Sehr schade, denn die 75-Jährige war eine prägende Figur des Sonntagsabend-Krimis.

Und schon wieder muss der «Tatort-Münster»-Fan einen herben Verlust verkraften: Nachdem bereits Friederike Kempter, die als Oberkommissarin Nadesdha Krusenstern ihrem Chef Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) über 17 Jahre lang zur Seite stand, 2020 neue Wege einschlug, verabschiedet sich jetzt nun auch Mechthild Grossmann.

Alles an Mechthild Grossmann ist gross, ja gerade zu imposant. Ihre wallende Löwenmähne, ihre männliche Stimme und ihre beeindruckende Präsenz. Die kettenrauchende, mitunter grimmige Staatsanwältin trägt ihr Herz auf der Zunge und nicht nur der selbstverliebte Rechtsmediziner Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) bekommt immer mal wieder zu Recht sein Fett weg.

Auch zum eisernen St. Pauli-Fan Frank Thiel (Axel Prahl) hat die mitunter Angst einflössende Juristin einen besonderen Draht. Was wahrscheinlich auch daran liegt, dass sie zu Thiels Vater, Herbert «Vaddern» Thiel (Claus D. Clausnitzer) eine langjährige, sehr spezielle Freundschaft pflegt, die einst in einer gemeinsamen Kommune begann. Zum Unbehagen vom ach so korrekten und prüden Sohnemann, der sich partout nicht vorstellen mag, was zwischen den beiden in jungen Jahren so gelaufen ist.

Doch zurück zu Mechthild Grossmann: Sie nur auf die Rolle als Staatsanwältin Wilhelmine Klemm zu reduzieren, würde ihr nicht gerecht werden. «Wenn Ende 2025 der letzte ‚Münster-Tatort‘ mit mir gesendet wird, werde ich 77 Jahre alt sein, und ich habe nicht vor, aufzuhören zu arbeiten», wird Grossmann in einer Presseerklärung diese Woche zitiert.

«Ich werde also auch weiter Theater spielen und Lesungen gestalten, möglichst mit Musik – und wenn der WDR mal für die Rolle einer bösartigen Mörderin jemanden sucht, wäre ich sofort wieder da.»

Die «Zubringerrolle» im «Tatort» aus Münster hat sie einem breiten Publikum bekannt gemacht. Sie selbst wollte aber nie darauf reduziert werden. «Ich arbeite drei bis vier Tage im Jahr für die Tatort-Aufnahme. Aber ich habe 50 Lesungen im Jahr, spiele Theater in Bochum und bei Pina Bausch in Wuppertal. Im Tatort sage ich oft nur den einen Satz: Gute Arbeit, Thiel! – und alle sind begeistert», sagte sie 2017 in einem Interview mit der «Rheinischen Post».

Der «Tatort» sei eine «Familienveranstaltung», so könne sie sich den grossen Erfolg erklären, sagt Grossmann weiter. Und sie betont, dass es einen «Riesen-Unterschied» zwischen ihrer Rolle und ihrer privaten Person gebe. Angesprochen darauf, ob sie auch privat so viel rauche, schmunzelt sie: «Diese Frage weigere ich mich schon seit Jahren zu beantworten.»

Auch ihre markante Stimme käme nicht durch das viele Rauchen. «Das ist eine Laune der Natur. Ich hatte schon als sechsjähriges Kind diese Stimme. Und da habe ich noch nicht so viel geraucht», sagte sie der «Rheinischen Post».

Die sonore Stimme, so Grossmann, sei Segen und Fluch zugleich: «Diese Stimme schliesst allerdings auch vieles aus. Ich konnte nie die junge Liebhaberin spielen, sondern war oft der Freak. Ich kann auch nicht kreischen wie eine Frau. Aber selbst, wenn die Stimme mich heraushebt: Nur brummen allein ist nicht abendfüllend. Ich muss dem Ganzen schon Leben verleihen.»

Und das hat Mechthild Grossmann auch. Und darum vermisst sie die grosse «Münster-Tatort»-Fangemeinde schon jetzt. Denn eins ist klar: Eine Frau wie Wilhelmine Klemm gibt’s nur einmal.

Nun sind also die Verantwortlichen des «Münster-Tatorts» gefragt. Die Suche nach ihrer Nachfolgerin oder ihrem Nachfolger hat bereits begonnen. Denn Mechthild Grossmann wird nun noch drei Folgen des Sonntagsabend-Krimis drehen.

Dass neue Gesichter selbst aber für ein Erfolgsformat durchaus belebend sein können, zeigt die Verpflichtung von Björn Meyer alias Mirko Schrader. Meyer gehört seit 2019 zur Crew und seine ruhige, analytische Arbeitsweise kommt bei allen gut an.

Doch Mirko Schrader kann noch mehr: Er ist auch für seinen hervorragenden Kaffee bekannt. Was nicht nur seinem Chef Frank Thiel gefällt, sondern auch Silke «Alberich» Haller (Christine Urspruch), der Assistentin des Gerichtsmediziners Karl Friedrich Boerne, die immer mal wieder zu einer Tasse vorbeikommt, wenn ihr Herz schwer ist oder ihr Chef sie mal wieder tierisch nervt.

Apropos «Alberich». Ein Abschied von ihr wäre auch fatal. Und doch wird auch das irgendwann passieren.

Denn bislang wurden 45 Folgen ausgestrahlt. Für die beiden «Münster-Stars» Axel Prahl und Jan Josef Liefers ist klar, dass die «Goldene 50» ihr mittelfristiges Ziel sein wird. Was danach kommt, wissen nur die TV-Götter.