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Donnerstag
14.06.2012

Die Schweiz ist eines der Länder mit dem grössten Know-how in Sachen Stoffherstellung auf allerhöchstem Level, doch das Wissen droht in Vergessenheit zu geraten. Die Swiss Textiles Collection, die diesen Monat im Kornhaus-Museum in Rorschach einen Platz gefunden hat, soll dem entgegentreten, sie will Kommunikationsplattform für die Hochblüte schweizerischen Textilschaffens sein. Treibende Kraft ist die Zürcher Couturière Rosmarie Amacher.

«Den Grundstock des künftigen Modemuseums/Archivs bilden über 300 makellose Haute-Couture-Kleider aus kostbarsten Schweizer Stoffen», erklärt Rosmarie Amacher gegenüber dem Klein Report. Sie hat diese Sammlung zusammengetragen und in den von ihr präsidierten Verein Swiss Textiles Collection eingebracht: «Die in diesen Kleidern zum Einsatz kommende Textil- und Schneiderkunst würde sonst in wenigen Jahren in Vergessenheit geraten. Wir wollen sie so fürs interessierte Publikum ebenso wie den modischen Nachwuchs am Leben erhalten.»

Wichtige Mitstreiter in diesem Kampf sind der Ehrenpräsident des Schweizer Textilverbandes, Max R. Hungerbühler, und der Rorschacher Stadtpräsident und Nationalrat Thomas Müller, der der Sammlung kostenlos Räumlichkeiten in einem der schönsten Gebäude seiner Stadt zur Verfügung stellt, dem jahrhundertealten ehemaligen Kornhaus des Klosters St. Gallen, welches heute als Museum genutzt wird.

«Die Swiss Textiles Collection zielt aber nicht nur auf eine museale Aufbewahrung von kostbarer Mode aus Schweizer Stoffen ab», präzisiert Hungerbühler, «vielmehr soll die in den Exponaten verkörperte Textilkultur begreifbar und erfassbar sein.» Mit anderen Worten: Die Sammlung soll jungen Modeschaffenden zugänglich gemacht werden, die wunderschönen, kostbaren Haute-Couture-Roben sollen ihnen als Lehrstücke dienen. «Endlich», so Amacher, «gibt es nun einen Ort, wo die modische Handwerkskunst von einst am Objekt studiert werden kann.»

Monika Kritzmöller, Privatdozentin an der HSG St. Gallen und Sozialwissenschaftlerin mit Schwerpunkt Lebensstil, Mode und Textil, wird mit Studentinnen die Archivierung und Inventarisierung der Sammlung besorgen.

«Unser Ziel ist ehrgeizig», sagt Max R. Hungerbühler im Gespräch mit dem Klein Report, «wir möchten Ende Jahr spätestens damit fertig sein und die Sammlung möglichst bald der Öffentlichkeit zugänglich machen - dem breiten Publikum zum Betrachten und den Professionellen zum direkten Zugang und zum Arbeiten mit den Modellen.» Wobei ihm Letzteres besonders wichtig ist: «Während überall auf der Welt die Mode von einst historisiert und damit marginalisiert wird, wollen wir die Haute-Couture-Kunst lebendig erhalten und Nachwuchskräfte inspirieren, nebst Wegwerfmode auch die hohe Kunst des Schneiderns und der Stoffherstellung wieder vermehrt zu pflegen.»