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Sonntag
15.09.2002

Die angeschlagene MobilCom erhält Staatsbürgschaften in Höhe von bis zu 400 Millionen Euro. Das sagte der deutsche Wirtschaftsminister Werner Müller am Sonntag nach einer Krisensitzung. Damit werde der «momentane Liquiditätsengpass» eines ansonsten «kerngesunden Unternehmens» überbrückt, sagte er. Die erste Tranche von 50 Mio. Euro soll bereits am Montag ausgezahlt werden. France Télécom sei eindeutige Verpflichtungen gegenüber MobilCom eingegangen, betonte der Minister. Der französische Hauptaktionär hatte am Donnerstag den Rückzug aus dem Mobilfunkunternehmen beschlossen.

MobilCom mit mehr als 5 000 Mitarbeitern steht nach dem Rückzug des Grossaktionärs France Télécom vor dem Aus. Nach Auffassung von MobilCom hat der französische Konzern allerdings die Finanzierung vertraglich zugesichert. Die Franzosen zeigen sich allerdings angesichts möglicher Klagen gelassen. Firmengründer und Mehrheitsaktionär Gerhard Schmid forderte eine «politische Lösung, um die Insolvenz zu vermeiden.» Berlin müsse auf Frankreichs Regierung einwirken, damit France Télécom vertragliche Verpflichtungen erfülle. Der französische Konzern müsse die Schulden übernehmen und sie MobilCom erlassen, forderte er im «Tagesspiegel am Sonntag». Die Franzosen geben Schmid die Hauptschuld an der Krise des Unternehmens. Schmid übte sich ungeachtet der kritischen Lage in Zuversicht: «So, wie es aussieht, gehört MobilCom zu den Gewinnern. Ich bin überzeugt, MobilCom wird überleben.»

Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte angekündigt, sich für den Fortbestand von MobilCom einsetzen zu wollen. Der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Matthias Wissmann, warnte am Samstag unter Hinweis auf die Erfahrungen mit dem Bauriesen Philipp Holzmann vor Bürgschaftszusagen Schröders. Die Philipp Holzmann AG musste zwei Jahre nach der spektakulären Rettung durch Schröder dieses Jahr wieder Insolvenz anmelden. Als weiteres Problem kann MobilCom nach eigenen Angaben von einem großen Teil seiner Kunden die Rechnungen nicht mehr kassieren. Die Deutsche Bank habe den Lasteneinzug eingestellt, sagte MobilCom- Aufsichtsratschefs Klaus Ripken der «Welt am Sonntag». Vergleiche auch MobilCom-Kunden können weiter telefonieren