Mobiltelefone, mit denen man nicht nur telefonieren und kurze schriftliche Texte (SMS), sondern auch selbstgemachte Fotos und Töne (MMS) versenden kann, sind auf Plakaten und Inseraten zuhauf anzutreffen - und seit kurzem auch in den Läden. Aber sind sie in den Taschen der Leute und werden sie auch benützt? «MMS ist bei uns erst in einer Testphase eingeführt, alles ist gratis, und wir wissen nicht ob und wie viel die Geräte gebraucht werden», sagte Sunrise-Sprecher Mathieu Janin am Montag zum Klein Report. Auch für Orange, wo der Dienst seit 24. Oktober läuft, ist es «im Moment zu früh, um Zahlen zu nennen», wie Marie-Claude Debons sagte. Bei Swisscom ist MMS seit Juni dieses Jahres in Betrieb, und Sprecher Sepp Huber verweist auf «über zehntausend regelmässige Nutzer» - was angesichts von insgesamt 3,5 Millionen Abonnenten marginal ist. «Aber der SMS-Boom ist auch erst fünf Jahre nach Einführung gekommen», relativiert er diese Zahlen.
Barbara Fürchtegott vom Branchenleader Nokia wird konkreter: Es würden in der Schweiz «täglich mehrere tausend MMS» verschickt, der neue Dienst «verbreitet sich rasch», sagte sie zum Klein Report. Und ihre Kollegin Elisabeth Mayrhofer vom Konkurrenten Sony/Ericsson ist überzeugt, die MMS-Telefone zum Preis ab etwa 700 Franken würden «der Renner zu Weihnachten». Etwas Skepsis meldet hingegen Siemens-Sprecher Thomas Moser an: «Ob das Angebot ähnlich flächendeckend wird wie SMS, ist für mich fraglich.» Trotzdem haben alle grossen Hersteller MMS-Handys im Angebot oder wollen sie demnächst lancieren. Für Ende dieses oder anfangs nächsten Jahres kündet Therese Wenger (Orange) zudem die jetzt noch nicht gegebene Möglichkeit an, MMS auch von einem Netz zum anderen zu senden, beispielsweise von einem Orange-Handy auf ein Sunrise- oder Swisscom-Gerät oder umgekehrt.
Einen neuen Akzent hat der Mobilnetzbetreiber Orange vor kurzem ins Handy-Spiel gebracht: Unter der Bezeichnung SPV (Sound Picture Video) lanciert der Swisscom/Sunrise-Konkurrent nächste Woche ein eigenes UMTS-Handy. Das Gerät hat neben den im Namen genannten Features zusätzlich Microsoft-Windows drauf und erlaubt Versand und Empfang von E-Mails. Die Handy-Hersteller geben vor, den neuen Mitbewerber nicht zu fürchten: «Kein Problem», sagte etwa Motorola-Sprecherin Irene Nanculaf: «In Zukunft werden die Netzbetreiber wahrscheinlich sogar vermehrt mit ihrer eigenen Marke auftreten wollen und bei Geräteherstellern Geräte einkaufen, die genau auf die spezifischen Bedürfnisse eines Operators abgestimmt sind.» Dies sei aber eher als Chance denn als Konkurrenz aufzufassen. In Japan sei es sogar üblich, dass die Netzbetreiber Geräte unter ihrem Namen verkaufen, ergänzte Sony/Ericsson-Sprecherin Mayrhofer. Von konkreten Projekten wollen aber weder Hersteller noch Netzbetreiber etwas wissen. Mehr dazu: Microsoft steigt mit Orange als Partner in Handy-Markt ein
Montag
04.11.2002