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Dienstag
27.08.2002

Der Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft (ZAW) schlägt Alarm: Die Branche befürchtet Umsatzverluste von bis zu 4,7 Mrd. Euro, falls die gegenwärtig in Berlin und Brüssel vorbereiteten oder diskutierten Werberegulierungen sich zu Totalverboten von Werbung für einzelne Produktgruppen auswachsen. Zu diesem Schluss kommt der ZAW in seinem «Schwarzbuch Werbeverbote», das der Verband am Dienstag präsentierte. Besonders die Medien, die in Deutschland zu 70% von den Werbeausgaben profitierten, könnten in existenzielle Probleme geraten. Falls alle Verbote umgesetzt würden, müssten die Medien mit einem Verlust von rund 3,6 Mrd. Euro oder annähernd 17% ihrer Netto-Werbeumsätze rechnen.

«National und europäisch baut sich eine Welle politischer Projekte gegen die Kommunikationsfreiheit der Wirtschaft auf», klagt ZAW-Präsident Hans-Henning Wiegmann. Dabei bezog er sich unter anderem auf die Überlegungen, die Werbung für Tabak und Alkohol weiter einzuschränken. Ausserdem sollten nach Plänen der EU-Kommission die Lebensmittel- und Autowerbung strenger reglementiert werden. In Brüssel werde auch ein generelles Werbeverbot im Umfeld von TV-Kinderprogrammen erwogen. «Unter dem Deckmantel des Verbraucherschutzes soll der Markt eingeschränkt werden.» Die Wirtschaft sei zu freiwilligen Selbstbeschränkungen bereit, lehne eine «behördliche Werbezensur» aber ab. Bereits für 2002 geht die ZAW von einem Umsatzminus von 3 bis 5% aus. Vor allem die Tageszeitungen hätten unter dieser «rezessiven Phase» zu leiden, sagte Geschäftsführer Volker Nickel am Dienstag in Berlin. Im kommenden Jahr erwartet die Branche wieder ein leichtes Plus von 1%. Siehe auch Werbung in Deutschland im Tiefflug