Als Blickfang für den Analphabetismus in Deutschland ist die «Frankfurter Rundschau« am Dienstag mit einer ganzseitigen Inserate-Frontseite in Kooperation mit dem Bundesverband Alphabetisierung erschienen. Doch statt lesbaren Text fanden die Abonnenten nur einen Buchstabensalat vor, zusammengeestellt per Zufallsgenerator. Auf der Rückseite der unleserlichen Titel-Seite hatte der Bundesverband Alphabetisierung eine kostenlose ganzseitige Anzeige geschaltet, in der die «FR»-Leser zu Spenden aufgerufen wurden. Die eigentliche Titelseite der Zeitung befand sich dann auf Seite drei.
Die Reaktionen der Leser waren zwiespältig: Einige hielten die für die Sozial-Kampagne umgestaltete Titelseite für einen Fehldruck und forderten ein neues Exemplar an, erklärte Chefredaktor Wolfgang Storz. Jedoch habe es auch solche gegeben, welche die Kampagne als äusserst geglückt betrachteten und via Telefon oder E-mail gratulierten. Eine dritte Gruppe schliesslich habe die Aktion als «Zumutung» abgelehnt. Verwirrte Gesichter über den Titel des linksliberalen Blatts gab es nach den Worten des Chefredaktors am Dienstag auch auf dem SPD-Bundesparteitag. Delegierte gaben die dort verteilte «FR» wieder zurück, weil sie dachten, es handle sich um eine türkische Ausgabe. Nach Angaben des Verbandes können derzeit in Deutschland 4 Millionen Erwachsene nicht ausreichend lesen und schreiben.
Dienstag
18.11.2003