2024 gewannen mit «Barbie» und «Oppenheimer» nicht nur künstlerisch wertvolle Filme, sondern auch die echten Kassenschlager des Jahres 2023. 2025 spielen die zehn Titel, die für die Oscars nominiert sind, lächerliche 1,76 Milliarden Dollar ein, fast die Hälfte weniger als «Barbenheimer».
Dies liegt wohl daran, dass Hollywood die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat und immer noch Shit-Stürme für wichtiger hält als künstlerische Qualität. «Emilia Pérez» ist ein Musical über einen mexikanischen Drogenboss mit Geschlechtsangleichung. Bei den woken Globes räumte sie ab, und 13 Mal ist «Emilia Pérez» für den Oscar nominiert! Doch dann begann der Shitstorm innerhalb der Queers: Die Hauptdarstellerin hätte den Islam verunglimpft, Gascón nannte die Religion eine «Infektion»; sie könne auch nicht wirklich Spanisch.
Netflix nahm daraufhin die Werbung runter und der Filmemacher und Regisseur Jacques Audiard distanzierte sich von seinem Star. Nicht die beste Werbung für die Oscars 2025 könnte man meinen. Als wäre dies nicht schlimm genug, wird der «Brutalist» eine düstere Architekturbiographie mit zehn Nominierungen bei den Oscars und geliebt bei den Golden Globe-Kritikern, wegen KI-Verdacht von der Presse gedisst.
Die beiden Hauptdarsteller, Adrien Brody und Felicity Jones können kein Ungarisch, eine bekanntermassen schwere Sprache. Deshalb bürstete die KI nach, für was hat man sie denn, oder? Nun kreischt Hollywood «fehlende Authentizität». Als wäre dies alles nicht genug Aufregung für die wirklich Progressiven, verzichtete der Sexarbeiter-Film «Anora», ein moderner Wiederaufguss von «Pretty Woman» auf die «Intimitätskoordination». Die sorgt seit «Me Too» für moralische wie praktische Sauberkeit am Set, um sexuelle Gewalt zu verhindern.
Mikey Madison, die Hauptdarstellerin, verzichtete darauf. Dass ausgerechnet «Anora» – ein Film, in dem Sex die wichtigste Rolle spielt – sich keinen Regeln unterwerfen wollte, wird in Hollywood nun sanktioniert. In Cannes 2024 spielten solche Überlegungen noch keine Rolle, für «Anora» erhielt der Filmemacher Sean Baker die Goldene Palme.
Die traditionell queeren, progressiven und bunten Oscars scheinen sich im Zeitalter von Donald Trump grad selber zu zerfleischen – den US-Demokraten nicht unähnlich. Ob sie damit ihren wichtigen politischen Anliegen dadurch dienen, sei mal dahingestellt.