Reporter ohne Grenzen Deutschschweiz hat einen Appell an das Justizministerium von Hongkong gerichtet. Das Ministerium soll die Anklage gegen den Schweizer Fotografen Marc Progin (75) fallen lassen.
Progin hatte am 14. Oktober 2019 am Rande einer Demonstration im Central District von Hongkong eine Gewaltszene dokumentiert. «In einem von der Agentur Bloomberg online gestellten Video ist zu sehen, dass der Fotograf dabei unabsichtlich den Weg eines Mannes blockiert, der sich mit Demonstranten stritt und wenige Augenblicke später körperlich angegriffen wurde», beschreibt die Journalistenvereinigung den Ablauf.
«Marc Progin dokumentierte die Szene lediglich als Fotograf, ohne die Absicht, mit den Protagonisten zu interagieren. Er hätte niemals strafrechtlich verfolgt werden dürfen», wird Cédric Alviani, Leiter des Ostasienbüros von Reporter ohne Grenzen (RSF) in einer Mitteilung zitiert.
Alviani fordert das Justizministerium von Hongkong auf, «diese eindeutig missbräuchlichen Verfolgungen einzustellen und nicht einen Präzedenzfall zu schaffen, der Fotojournalisten davon abhalten würde, sich bei Demonstrationen dem Geschehen anzunähern».
«Störung der öffentlichen Ordnung» heisst es unter anderem in der Anklage. Progin droht ein Jahr Gefängnis.
Die Schweizer Sektion von RSF erwartet von den Schweizer Behörden, «dass sie ihm sorgfältig und gewissenhaft allen Schutz gewähren, der ihren im Ausland strafrechtlich verfolgten Staatsangehörigen zusteht».