Die Miss Schweiz-Wahlen sind eigentlich eine verstaubte Mottenkiste: Stetig sinkende Einschaltquoten waren Grund genug für das Schweizer Fernsehen (SRF), sich vom einst so erfolgreichen Format zu verabschieden. Der Klein Report fragte deshalb nach, wie es der Privatsender 3+ schaffen soll, das ausgelutschte Format wieder sexy zu machen.
Bereits mehr als 1500 Frauen haben sich für das Casting zur Miss Schweiz beworben, erklärte 3+-Senderchef Dominik Kaiser an der Screen-up. Dass das Missen-Krönchen viel vom Glanz alter Zeiten verloren hätte, lässt sich durch diese Zahlen nicht belegen. «Die Miss Schweiz ist eine Institution und ich denke, viele junge Frauen implizieren mit dem Miss Schweiz-Titel den Traum von Berühmtheit, Erfolg und Glamour», erklärte Kaiser dem Klein Report den enormen Andrang.
Dass die Marke immer noch zieht, glaubt auch die TV-Unternehmerin Silvia Affolter, Gründerin und Inhaberin der YourStory AG und selber Miss Schweiz 1984. «Der Brand Miss Schweiz ist und bleibt eine starke Marke», ist sie überzeugt. Affolter ist nicht nur Ex-Miss, sondern war auch die erste, die 1996 für SPlus eine Schönheitswahl für das Fernsehen produzierte. «Wir hatten damals sehr hohe Quoten. Unter anderem sicher auch deswegen, weil wir nicht brav eine Laufstegshow produzierten», sagt Affolter zum Klein Report.
Klar ist: Wenn Dominik Kaiser die Miss Schweiz-Wahlen wieder zu einem Quotenschlager machen will, muss er mit dem klinisch-makellosen Missen-Image brechen und mehr Ecken und Kanten in die Sendung bringen. Dabei ist ein Kompromiss mit der Miss Schweiz-Veranstalterin Angela Fuchs gefragt: «3+ hat ein erfahrenes Castingteam und weiss, wie man gutes Unterhaltungsfernsehen macht. Gleichwohl ist die Marke Miss Schweiz eine Marke mit eigener DNA, die wir auf eine andere, neue Art inszenieren wollen», so Kaiser.
Eine Mischung aus hektischem Model-Casting, emotionaler Vorbereitung und einer glamourösen Missen-Wahlnacht, wie man sie von früher kennt, versprechen 3+ und die neuen Inhaber der Markenrechte Angela Fuchs, Iwan Meyer und Andrea Meyer dem Fernsehpublikum. «Die Wahl soll nun zum ersten Mal nach langer Zeit wieder ein grosses TV-Ereignis in vier Teilen werden», sagt Kaiser.
Silvia Affolter ist überzeugt: «Die Sendung wird sicher alle Klischees erfüllen, die man sich von so einer Show auf 3+ erwartet, und sich in eine Richtung entwickeln, wie heutige Fernsehformate daherkommen. Schon mein Ex-Chef Helmut Thoma und heutiger Verwaltungsrat von 3+ meinte damals, als er mit `Tutti Frutti` bei RTL auf Sendung ging: `Der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler.`»
Doch anders als bei der Sendung «Tutti Frutti», wo leichtbekleidete Models um Moderator Hugo Egon Balder tänzelten, soll es bei den Miss Schweiz-Wahlen zwischen Laufsteg und nackter Frauenhaut auch noch Platz für Feminismus haben: «Natürlich! Wir suchen engagierte Frauen mit starker Persönlichkeit, die durchaus auch eine Meinung haben dürfen», versichert Dominik Kaiser auf Nachfrage des Klein Reports.