«Ein guter Journalist braucht vor allem eine Fähigkeit: Er muss die Geschichten erkennen», dozierte Roger Schawinski in seiner launigen Prämierungsansprache am Donnerstag im Zürcher Volkshaus. Aus der ganzen Schweiz waren sie angereist für den Event des «SonntagsZeitung»-Schreibwettbewerbs: Darunter chic gewandete Studentinnen auf hohen Absätzen und knabenhafte Studenten, die sich beim Apéro riche zuweilen etwas verkrampft im Smalltalk mit den grossen Medienleuten versuchten.
Schawinski muss es wissen, hatte er doch in «prähistorischen Zeiten» selber als Student einmal einen Journalistenwettbewerb gewonnen. Im Gegensatz zum Sieger des «Sonntagszeitung»-Wettbewerbs, der sich mit einem Praktikum auf der Redaktion zufrieden geben muss, hatte er damals eine Reise nach San Francisco gewonnen. Damals, anno 1967 im Summer of Love, sei er das erste Mal einem Hippie begegnet. «Das war vielleicht eine Geschichte!», habe er sich damals gedacht und einen Artikel über die neue Gesellschaftsbewegung für die Weltwoche geschrieben, «die damals noch ein renommiertes Blatt war», wie Schawinski lakonisch anfügte.
Diesmal aber war es Niklaus Zimmermann aus Wohlen, der im Weissen Saal des Volkshauses das Siegerzertifikat entgegennehmen durfte. Sein Artikel trägt den Titel «Die Renaissance des Kulturkampfes» und vergleicht die Schweizer Minarettdiskussion mit den Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten im Sonderbundkrieg. Die weiteren Preisträger sind Jigme Garne aus Winterthur auf dem zweiten Platz, Thomas Kobel aus Bern auf dem dritten Platz, Stephanie Renner aus Kastanienbaum auf dem vierten Platz und Sabine Pfyffer aus Luzern auf dem fünften Platz.
«Mit diesem Wettbewerb möchten wir einerseits den Studentinnen und Studenten die Gelegenheit geben, mit dem Journalismus in Kontakt zu kommen, anderseits ist es natürlich für uns eine gute Möglichkeit, Nachwuchstalente kennenzulernen», sagte Andreas Durisch, Noch-Chefredaktor der «Sonntagszeitung», gegenüber dem Klein Report. Auch wenn dank den Journalistenschulen heutzutage die Jungen häufig schon eine Grundausbildung mitbrächten, werde die eigentliche Schreibe noch immer on the Job auf den Redaktionen gelernt, meinte Durisch. «Der Karriereweg à la Didier Cuche ist dabei weit gängiger als die eines Carlo Janka, der mit 23 Jahren bereits zu den Besten gehört.»
Juriert wurden die 98 eingereichten Arbeiten von Roger de Weck (Publizist und Autor), Sylvia Egli (Direktorin des MAZ), Colette Gradwohl (Chefredaktorin «Landbote»), Stefan Kern (Leiter externe Kommunikation Raiffeisen), Karl Lüönd (Publizist und Autor), Armin Müller (Stv. Chefredaktor «Sonntagszeitung»), Daniel Perrin (Leiter des Instituts Angewandte Medienwissenschaften und Professor für Medienlinguistik ZHAW Winterthur) und eben Roger Schawinski (Medienunternehmer und Kolumnist).
Sonntag
28.03.2010



