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Donnerstag
03.10.2024

Medien / Publizistik

«Ein schwebendes Klavier – das schafft nur Freddy Burger. Darüber war die ganze Welt beeindruckt», sagte Burger-Freund Albert Rösti, mit dem Geehrten und Moderator Hannes Britschgi (r.)...        (Bild © Klein Report)

«Ein schwebendes Klavier – das schafft nur Freddy Burger. Darüber war die ganze Welt beeindruckt», sagte Burger-Freund Albert Rösti, mit dem Geehrten und Moderator Hannes Britschgi (r.)... (Bild © Klein Report)

Showmanager Freddy Burger stellte im Theater 11 in Zürich Oerlikon während der längsten Buchvernissage der Geschichte seine Biographie vor. Und (fast) alle erwiesen ihm die Referenz.

Normalerweise ist Burger der Mann im Hintergrund, der den Stars den Rücken freihält, den Roten Teppich vorbereitet und die Verträge vergoldet: Showmanager, Edelgastronom und Sportfan.

Für den Klein Report waren unter anderen auch Thomas Renggli und Ursula Klein unter den 500 Gästen und genossen den Abend.

Der Mann, der aus dem sozialen Halbdunkel aus Schwamendingen den Aufstieg an die Goldküste geschafft hat und während Jahrzehnten mit Udo Jürgens durch die Lande zog, stellte am Mittwochabend im Theater 11 beim Hallenstadion seine Biographie in Buchform vor: «Liebe, Lust und Leidenschaft». Nicht weniger, nicht mehr.

Ein weiter Weg aus der ehemals selbständigen Gemeinde Schwamendingen, die 1934 eingemeindet wurde und heute den Kreis 12 bildet. «Es war für mich der schönste Ort als Kind», sagte Burger über das Arbeiterviertel, das in direkter Nachbarschaft zum Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) in Leutschenbach liegt.

Von da kam denn auch SRF-Chefredaktor Tristan Brenn mit seiner Lebenspartnerin Barbara Lüthi («Club») flugs zum Händeschütteln mit Medienminister Albert Rösti.

Die politischen Weihen erhielt Burger am Mittwochabend von den zwei Altbundesräten aus Kandersteg: Dölf Ogi und Rösti. Beide sind Burger freundschaftlich verbunden, beide plauderten mit Berner Oberländer Charme aus dem Nähkästchen: Ogi gab zu, dass er Burger bei der ersten Begegnung für «einen Kofferträger und Buchhalter Nötzli» gehalten habe.

Rösti erinnerte sich daran, wie er als Bub gestaunt habe, als Burger für Udo Jürgens per Helikopter ein Piano aufs Jungfraujoch fliegen liess: «Ein schwebendes Klavier – das schafft nur Freddy Burger. Darüber war die ganze Welt beeindruckt», sagte Rösti, beförderte Burger auf dem kurzen Dienstweg zum «Weltstar» und freute sich zu hören, dass die Rolling Stones als Sonderwunsch einst frische Milch («nicht aus einem Tetra Pak») verlangten und zum Znacht Zürcher Geschnetzeltes mit Rösti assen: «Die haben einen guten Geschmack.»

Mick Jagger fehlte zwar an diesem Abend im Norden von Zürich, doch auch so war die Prominenten-Dichte schon fast hollywoodreif, zumindest für Oerliker Verhältnisse, und hätte eigentlich eine Sonderausgabe der «Schweizer Illustrierten» verdient. Hier ein Auszug (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

Ur-Miss Karina Berger, deren Berufskollegin Silvia Affolter, Musikproduzent Alex Eugster (mit Gattin Josy), Sängerin Paola Felix, Rocker Baschi (mit Beschützerin und Ehefrau Alana Netzer), Zirkusmann und Gastronom Franco Knie, die Komiker Marco Rima und Michael Elsener, der Schweizer Beatle (und Burger-Klient) Toni Vescoli sowie ein erweitertes politisches Detachement: Mitte-Chef Gerhard Pfister, der Zürcher Stadtrat Filippo Leutenegger und Regierungsrat Mario Fehr (mit wachsamem Blick auf die Champions-League-Resultate auf dem Handy).

Oder die langjährige und unerreichte Klatsch-Kolumnistin Hildegard Schwaninger – alle sassen in den roten Plüschsesseln und gaben Freddy Burger die Ehre.

Burger, der am 29. Dezember 79 Jahre alt wird, traf beim Apéro viele gleichaltrige Weggefährten. Viele Freunde und viele, mit denen er sich arrangieren musste, was ihm die eine oder andere schlaflose Nacht bescherte. Vom Schweizer Fernsehen Regisseur Max Sieber (81), der 40 Jahre lang als Unterhaltungsproduzent für SRF tätig war, Roger de Weck (70) oder Ruedi Matter (70).

Ohne den engagierten Lukas Heim, Verlagsleiter beim Helvetia Verlag in Bern, der auch «Liebe, Lust und Leidenschaft» herausbrachte, kämen nicht dermassen viele Biographien auf den Markt. Auch der langjährige «Blick»-Journalist René Hildbrand (74) schreibt gerade wieder ein Buch: Sein 36. Das 35. hiess «Dölf Ogi». Hildbrand mochte aber lächelnd «noch nichts über die ungelegten Eier» erzählen.

Alle Gäste staunten. Eine speziellere (und längere) Buchvernissage hat die Welt kaum einmal erlebt – irgendwo zwischen Heiligsprechung, Abdankungsfeier und Doppelfolge des Traumschiffs (in der das Boot allerdings im Trockendock feststeckt). Der Tapetenwechsel fehlte. Und nach zwei Stunden verliessen die Ersten den Saal durch den Notausgang.

Pensionär und Moderator Hannes Britschgi wollte ganz offensichtlich den Rekord im Dauertalk brechen. Er war nahe dran. Dass es ihm nicht gelang, war auf medizinische Unpässlichkeiten zurückzuführen. Zwei angekündigte Hauptdarsteller glänzten durch Abwesenheit: Altbundesrätin Doris Leuthard fehlte krankheitshalber und der ewige Fifa-Präsident Sepp Blatter hatte gleichentags Zahnschmerzen, die ihn zum Arzt führten.

So war das emotionale Highlight des Abends die Schilderung von Burger über seinen freiwillig aus dem Leben geschiedenen Sohn Patrick. Ihm hat Burger das Buch gewidmet – im Wissen, dass das Leben am permanenten Scheinwerferlicht dunkle Schatten werfen kann.

Der Schlusspunkt des Abends gehörte Edel-Barde Pino Gasparini. Er sang die «Freddy-Version» des Sinatra-Klassikers «My Way».

Der Besungene wischte sich ein paar Tränen aus den Augen – und winkte an der Seite seiner Ehefrau Isabella im goldenen Konfetti-Regen ins Auditorium.

Das Publikum erhob sich zur Standing Ovation aus den Sitzen und verneigte sich. Vor allem war es froh, dass es endlich etwas zu essen gab.