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Dienstag
03.09.2024

Marketing / PR

Migros-Konzern mit viel Herz, Gutscheinen und Aktivierungs-Marketing unterwegs...      (Illustration: Bulma. Illustrates, zVg)

Migros-Konzern mit viel Herz, Gutscheinen und Aktivierungs-Marketing unterwegs... (Illustration: Bulma. Illustrates, zVg)

Durch den grossen Umbau des Migros-Konzerns werden um die 150 Mitarbeitende entlassen. In zwei Wellen hat der als Verein organisierte Konzern die Hiobsbotschaften in den letzten Wochen in der Öffentlichkeit platziert.

Nun kommt diametral entgegengesetzt das sogenannte Migros-Kulturprozent mit der Studie «Gemeinsam verschieden? Die grosse Schweizer Vielfaltsstudie».

«Die Migros engagiert sich seit 1957 für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land», heisst es in einer PR-Mitteilung der Werbeagentur Rod zur Präsentation der Studie am Montagmorgen. Das Migros-Kulturprozent lanciere die #vielfaltsinitiative und gleichzeitig starte die mit Rod Kommunikation entwickelte Mitmach-Initiative 2024/2025 unter dem Motto «Miteinander statt nebeneinander». Damit wolle man die «soziale Vielfalt stärken».

Denn das Migros-Kulturprozent ermögliche der breiten Bevölkerung den Zugang und die Teilhabe an vielfältigen kulturellen und gesellschaftlichen Aktivitäten. Es setze sich ein, «für eine solidarische, verantwortungsbewusste und vielfältige Schweiz».

Das Kulturförderungsprogramm des Detailhandelskonzerns liess Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler 1957 in die Statuten aufnehmen. Es sollte die Bildung, Kultur und den Zusammenhalt fördern. Ein Grossteil der Gelder fliesst aber zurück in den eigenen Konzern zu den Bildungsstätten wie beispielsweise den Klubschulen Migros.

Beim im Herbst ausgeschriebenen neuen Ideenwettbewerb fürs gemeinsame Brückenbauen können die «Migros-Kinder», wie ein älterer Werbeslogan Fans des orangen Riesen nennt, auch etwas gewinnen. Es können Fachorganisationen, Vereine und andere Gruppierungen ihre Ideen einreichen und nach einer Jury-Auswahl gibts ein Publikumsvoting. «Die 15 Vorhaben mit den meisten Stimmen werden mit bis zu 50'000 Franken unterstützt», heisst es im Soziologen-Werbedeutsch.

Die Mitmach-Initiative sucht «nach alltäglichen Erfahrungen, die zeigen, wie auf einfache Weise zwischenmenschliche Brücken gebaut werden können. Das kann beispielsweise eine gemeinsame wöchentliche Joggingrunde mit Nachbar*innen, ein Apéro mit der neu zugezogenen Team-Kollegin oder ein monatlicher Besuch von Bewohner*innen im Altersheim sein».

Im nächsten Frühsommer komme die #vielfaltsinitiative zum Abschluss, «indem die Menschen in der Schweiz motiviert werden, Neues zu erkunden und zu erleben, um ihren persönlichen Horizont zu erweitern», so der PR-Text, der mit einer Sperrfrist für Montag 11 Uhr belegt war.

Wer mitmacht, kann aber auch gewinnen: «Die Teilnehmenden können aus fünf Angeboten eine Aktivität auswählen. Mit etwas Glück gewinnen sie einen der 1000 Gutscheine im Wert von je 250 CHF, um ihr Vorhaben zu realisieren.»

Um das Customer Engagement, wie es im professionellen Marketing heisst, weiter zu drehen, seien alle eingeladen, auf dem Engagement Hub «ihre Tipps und Erfahrungen für ein positives Miteinander zu teilen». Und auch hier gibt es etwas zu gewinnen: 100-mal 100 Franken Migros-Gutscheine. Die Mitmach-Initiative sei neu auch auf Englisch verfügbar, «um noch mehr Menschen zu erreichen und zur Teilnahme zu ermutigen», schliesst das Papier mit einer leicht toxischen Positivität.

Über die nun lancierte Migros-Kampagne werden die verschiedenen Teilprojekte über Meta, Snapchat, TikTok oder Kassen Sampling «der breiten Öffentlichkeit in der ganzen Schweiz ausgespielt».

Verantwortlich beim Migros-Kulturprozent: Mira Song, Kerstin Klauser, Esther Unternährer, Zoë Kraushaar und Barbara Salm.

Rod «A Bigger Bang for the Buck» (ein grösserer Knall fürs Geld), wie die Agentur sich nennt und heute zu Farner gehört, zeichnet für Konzeption, Kreation und Realisation. Illustrationen für die Kampagne kommen von Bulma. Illustrates.

Was wohl die 150 entlassenen Migros-Mitarbeiter über «Gemeinsam verschieden? Die grosse Schweizer Vielfaltsstudie» denken?