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Sonntag
11.04.2021

Medien / Publizistik

Für Michel Jeanneret, Chef des welschen «Blick», spielt die Community eine «absolut zentrale Rolle»... (Bild: zVg)

Für Michel Jeanneret, Chef des welschen «Blick», spielt die Community eine «absolut zentrale Rolle»... (Bild: zVg)

Die Romandie-Version von blick.ch ist da – zumindest auf Social Media. Seit ein paar Tagen postet der französischsprachige «Blick» Tweets, Instagram-Stories und Facebook-Posts. Bis zum eigentlichen Start am 1. Juni will die 20-köpfige Redaktion in Lausanne eine Community aufbauen.

Chefredaktor des Westschweizer «Blicks» ist Michel Jeanneret, der vorher die Wochenzeitschrift «L’illustré» geleitet hat. Im Interview mit dem Klein Report sagt Jeanneret, weshalb der welsche «Blick» nicht ganz bei null angefangen hat und was die ersten Erfahrungen auf Social Media sind.

Was wird auf den sozialen Kanälen von «Blick» Romandie zu sehen sein?
Michel Jeanneret: «Wir starten drei Videoserien, die etwa sechs Folgen pro Monat umfassen und in verschiedenen Formaten verfügbar sein werden – je nachdem, ob sie auf Youtube, Facebook oder Instagram zu sehen sind. Auch auf Twitter werden wir aktiv sein, wo wir exklusive Infos in Form von sogenannten ‚Threads‘ veröffentlichen und diese mit Audio-Inhalten anreichern.»

Weshalb ist «Blick» zwei Monate vor dem eigentlichen Start jetzt schon auf Social Media präsent?
Jeanneret: «Der Social Launch verfolgt drei Ziele. Erstens, unsere Community kennenlernen und uns gegenseitig beschnuppern. Zweitens: Testen, welche Formate welche Form von Engagement erzeugen. Und drittens: Experimentieren, auf welche neuen Arten wir Informationen aufbereiten und Geschichten erzählen können.»

Die Redaktion will auch den Austausch mit den Journalistinnen und Journalisten fördern. Können Sie erklären, was das genau bedeutet? Werden die Journalisten sich dann beispielsweise gegenseitig retweeten?
Michel Jeanneret: «Dass sich Journalisten gegenseitig retweeten, ist selbstverständlich. Vielmehr wollen wir einen substanziellen, inhaltlichen Austausch mit unseren Deutschschweizer Kolleginnen und Kollegen. Ich bin überzeugt, dass die deutschsprachige Version von ‚Blick’ bereits viele Inhalte hat, die leicht angepasst auch bei der Leserschaft in der Romandie auf grosses Interesse stossen. Einer der Vorzüge der ‚Blick‘-Expansion in die Suisse romande ist, dass wir der französischsprachigen Bevölkerung auch spannende Geschichten aus der Deutschschweiz erzählen. Umgekehrt wird der deutschsprachige ‚Blick‘ seinem Publikum auch Inhalte aus der Romandie zugänglich machen.»

Weshalb hat «Blick» Romandie die alten Konten des ehemaligen Ringier-Magazins «L’Hebdo» übernommen?
Jeanneret: «Wir hatten die Möglichkeit, bei null anzufangen oder auf einer bestehenden Community aufzubauen. Die Follower von ‚L'Hebdo‘ interessieren sich stark für Nachrichten und Politik; für ‚Blick‘ zwei fundamentale Bereiche. Für diese Leserschaft können wir daher schnell eine Lücke füllen. Die positiven Reaktionen auf unsere ersten Beiträge zeigen, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind. Die Umbenennung und Weiterführung des Accounts wurde den Followern am Tag vor dem Social Launch kommuniziert.»

Welche Rolle wird die Community für «Blick» Romandie spielen?
Michel Jeanneret: «Eine absolut zentrale – wie auch bei unseren Kolleginnen und Kollegen in der Deutschschweiz. Das Publikum eines Newsportals ist immer auch eine Ansammlung mehrerer Communitys, die auf einer stetig wachsenden Anzahl sozialer Plattformen abgeholt werden wollen. Die stimmige Aufbereitung und Verteilung unserer Inhalte an ebendiese Communitys ist daher enorm wichtig. Im Journalismus ist das Erstellen von relevanten Inhalten nur der erste Schritt. Der zweite und mindestens ebenso wichtige ist die Kunst, das Publikum mit diesen Inhalten auch tatsächlich zu erreichen.»

Und was für einen Fokus in der Berichterstattung wird der französischsprachige «Blick» setzen?
Jeanneret: «Nachrichten, Politik und Wirtschaft, Sport und Popkultur. Angetrieben werden wir dabei von den Werten der ‚Blick‘-Gruppe: klar, mutig, wegweisend und nah. Diese Adjektive stehen auch für unsere Ambitionen in der Westschweiz. Exklusive Inhalte mit Mehrwert für die Nutzerinnen und Nutzer, eine Behandlung des Zeitgeschehens aus frischer Perspektive – und das alles getragen von Begeisterung für lebensnahen, packenden Journalismus. Daran mangelt es bei ‚Blick‘ auf keinen Fall!»

Jetzt sind Sie seit dem 7. April auf den sozialen Medien unterwegs: Was sind die ersten Erfahrungen bisher?
Michel Jeanneret: «Nach anderthalb Tagen zählt unser erstes Video über das Schicksal der ehemaligen Miss Schweiz Sarah Briguet bereits mehr als 120’000 grösstenteils organische Views, was sehr ermutigend ist. Das erste Feedback ist durchwegs sehr positiv, was zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir hatten damit gerechnet, dass wir bei den von ‚L’Hebdo‘ übernommenen Accounts in der Anfangsphase einige Follower verlieren – aber stattdessen gewinnen wir sogar dazu. Auch bei der Distribution von Inhalten sammeln wir wertvolle Erfahrungen. Für unsere Journalistinnen und Journalisten ist es spannend, ihre Inhalte für einmal direkt in den sozialen Netzwerken zu veröffentlichen.»

Sie gehen zwar erst am 1. Juni ganz an den Start. Wie sieht es aber heute schon bezüglich der Buchungen von Anzeigen aus? Was können Sie über das Interesse von potentiellen Werbekunden sagen?
Jeanneret: «Die Signale der regionalen Werbekunden in der Romandie sind bereits sehr positiv; besonders auch für nationale Kampagnen besteht in beiden Sprachregionen grosses Interesse. Umso mehr freuen wir uns, dass wir bald auch ‚richtig‘ loslegen können.»

Auf welchen Kanälen publiziert die Redaktion ihre Inhalte? Per Webseite? Per App? Ist auch eine Printausgabe geplant?
Michel Jeanneret: «Wir publizieren auf unserer Website, die unter blick.ch/fr aufrufbar sein wird, auf zahlreichen sozialen Kanälen sowie über die bestehende ‚Blick‘-App. Eine Printausgabe ist nicht geplant.»