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Sonntag
16.06.2002

Auch eine Art Landesausstellung: Das Museum für Kunst und Geschichte Neuenburg zeigt mit «Helveticum 02», wie der Fotograf Michael von Graffenried die Schweiz ins Bild gesetzt hat. Die ersten, die einem auf dem Gang durch die Ausstellung begegnen, sind vier lebenslänglich Inhaftierte auf ihrem täglichen Rundgang hinter Gittern. Ihre beengten Verhältnisse auf dem Thorberg erscheinen auf dem Silverprint-Grossformat (1,2 mal 3 Meter) besonders deutlich. Auch die Banknoten gleich darunter türmen sich zum etwas anderen Alpenpanorama.

Von Graffenrieds Symbolik ist keine subtile, schon eher eine plakative, was wiederum zum ausgewählten Grossformat der Weitwinkelfotos passt. Ob es um Asylsuchende oder ums Swissair-Grounding, ob es um die Streetparade oder ums Schwingfest geht: Von Graffenried steht mittendrin und macht das Bild, das später zeigt, was Sache ist. Das schliesslich ist ja auch das Metier des Pressefotografen, der sich für uns, die wir ja nicht (genau) dort sein konnten, in die erste Reihe vorkämpft. Darüber hinaus scheint von Graffenried über die Eigenschaft zu verfügen, die Situation so einzufangen, als ob er selbst gar nicht vor Ort gewesen wäre, sich alles auch ohne ihn genau so abgespielt hätte.

Die Arbeiten des in Paris lebenden von Graffenried entstanden in der Zeit von Mai 2001 bis Mai 2002 für «Die Weltwoche» und «Le Temps», die einmal wöchentlich ein Bild publizierten. In Neuenburg hat man daraus knapp zwanzig Bilder ausgewählt. Die Ausstellung dauert bis 1. September 2002 im Musée d`Art et d`Histoire, Esplanade Léopold-Robert 1, Neuchâtel.