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Freitag
22.09.2023

Medien / Publizistik

Denke ich an die Medienjournalisten in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht...(Bild: Domo)

Denke ich an die Medienjournalisten in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht...(Bild: Domo)

Drei Dinge machen Verleger Michael Ringier gar nicht glücklich: Wenn ihm ein Bild runterfällt, wenn jemand seinen Publizisten Frank A. Meyer anrempelt oder wenn man seinen CEO Marc Walder beleidigt.

In der jüngsten Ausgabe des Ringier-Unternehmensmagazins «Domo» kriegt vor allem Francesco Benini sein Fett ab. Der Reporter von CH Media schüttelte im Januar mit dem «Berset-Walder-Gate» die politische Landschaft der Schweiz auf. Eine GPK untersucht zurzeit das mutmassliche Informationsleck. Die Untersuchungsergebnisse sollen bald veröffentlicht werden. Zuungunsten von Ringier, wie der Klein Report erfahren hat.

Michael Ringier, der Francesco Benini namentlich nie erwähnt, kritisiert aber nicht dieses Husarenstück, sondern einen anderen Artikel von Benini: «Das Medienhaus Ringier flirtet mit der Rechten». Es geht um den plötzlichen Kurswechsel von Frank A. Meyer, der plötzlich die SVP zu loben beginnt.

Benini und die anderen Medienjournalisten, so Michael Ringier, vergessen bei der Berichterstattung über Berufskollegen die «handwerklichen Regeln».

Der Verleger schreibt sich aber gerade erst warm. Der zweite Kinnhaken geht an die NZZ. Diese nannte CEO Marc Walder einen opportunistischen Manager mit Geltungsdrang und einen Unjournalisten. «Ausgemachter Schwachsinn», tobt Michael Ringier.

Schliesslich legt sich der Verleger mit dem Glaskinn auch noch mit Lukas Hässig an, dem Betreiber des Finanzportals Inside Paradeplatz. Gegen ihn haben er und Walder kürzlich prozessiert, wegen Leserkommentaren. Dass Hässig 2018 zum «Journalisten des Jahres» gekürt wurde, fuchst ihn immer noch. Aber noch mehr, dass Hässig auch weiterhin hoch in der Gunst seiner Kollegen steht: «Fast jedes Jahr belegt da der Herausgeber von 'Inside Paradeplatz', einem Hämeblog aus Zürich, einen der Spitzenplätze.»

Es sind harte Zeiten für Michael Ringier. Sein CEO ist unter Beschuss, sein Lieblingspublizist unter Verdacht, Ringier-Urgestein Werner De Schepper ist weg und für Christian Dorer muss noch ein Job gefunden werden.

Nur einen Lichtblick gibt es noch: Kurt W. Zimmermann von der «Weltwoche». Das Seufzen des alten Mannes ist nicht zu überhören: «Wieso gibt es bloss noch einen einzigen ernst zu nehmenden Medienjournalisten, der ausgerechnet bei einem Blatt publiziert, das Objektivität und Fairness recht eigenwillig auslegt?»

Könnte man Medienjournalisten so leicht wie Bilder kaufen, hätte der Verleger wahrscheinlich eine geruhsamere Nacht.