Die Agence Trio feiert diesen Herbst ihr 90-jähriges Jubiläum. Damit ist sie die älteste Kommunikationsagentur der Schweiz.
Sie wurde 1931, mitten in der Weltwirtschaftskrise, von den drei Köpfen Jean-Pierre De Trey, Fred Waefler und André Hirsch in Lausanne gegründet. Seit 2001 leitet Michael Kamm das geschichtsträchtige Unternehmen.
Der Klein Report hat bei Kramm nachgefragt, was in diesen 90 Jähren die grössten Herausforderungen waren, welche Lehren er als CEO aus der Geschichte der Agentur zieht und wie die Agence Trio bisher durch die Coronakrise gekommen ist.
Was waren die drei wichtigsten Etappen in der Geschichte des Unternehmens in den letzten fast hundert Jahren?
Michael Kamm: «Zunächst einmal die Gründung durch ein Trio als ein Symbol der Relevanz der Teamarbeit und im Jahr 1931 schon mit der Vision der permanenten Innovation. Ansonsten drei Identitätsmandate: Die Omega Speedmaster auf dem Mond als Zeichen für die historischen Wurzeln der Agentur in der Uhrenindustrie, die Ikea-Kampagnen für die kreativen Fähigkeiten und die Ovomaltine-Kampagne als Symbol der digitalen Wende der Agentur. Und 2031 – unser 100-Jahre-Jubiläum!»
Was war die schwierigste Zeit, die grösste Herausforderung für Ihr Unternehmen?
Kamm: «In 90 Jahren hat die Agentur alle wichtigen historischen und wirtschaftlichen Momente miterlebt. In den schwierigsten Momenten, wie in der Krise der 90er-Jahre, hat die Agentur stets ihre enorme Fähigkeit bewiesen, vorausschauend zu handeln und sich schnell zu verändern. Daher auch unser Motto: ‚Immer einen Zug voraus‘.»
Zum Jubiläum haben Sie eine Retrospektive konzipiert, die in der Agentur an der Rue Voltaire 1 in Lausanne zu sehen ist. Was genau ist in der Ausstellung zu sehen?
Michael Kamm: «Diese Ausstellung zeigt die Parallelen zwischen der Weltgeschichte, der Entwicklung der Gesellschaft und der Metamorphose der ‚Reklame‘ in der Kommunikation anhand der Arbeit der Agence Trio. Anhand von neun Tafeln durchqueren Sie die Jahrzehnte seit 1931 und entdecken auf spielerische und überraschende Weise die Vielfalt der Werbeaufträge der Agentur.»
Welche Lehren ziehen Sie als CEO heute aus der Geschichte Ihres Unternehmens für die Zukunft?
Kamm: «Die Tatsache, dass wir die älteste der Schweizer Agenturen sind, verleiht uns unweigerlich Perspektive und Grösse und ermöglicht es uns, unsere Fähigkeit zur Analyse zu behaupten. Und dann sind da noch die starken Persönlichkeiten, die das Trio-Team bilden, das durch seine Kreativität und Energie den Unterschied ausmacht. Und so begleite ich die Agentur seit 20 Jahren, während ich die Zukunft vorwegnehme und vorbereite.»
In Krisenzeiten kürzen viele Unternehmen den Werbe- und Kommunikations-Etat. Wie haben Sie bei Agence Trio die Corona-Pandemie bisher zu spüren bekommen?
Michael Kamm: «Wie alle Agenturen waren auch wir von den Budgetanpassungen betroffen und führten rasch strategische Gespräche mit unseren Kunden, um neue Aktionspläne aufzustellen. Unsere finanzielle Stabilität hat es uns ermöglicht, trotzdem Fortschritte zu erzielen und gleichzeitig ein gutes Budgetniveau zu halten. Das Wichtigste war jedoch, den echten menschlichen Kontakt mit den Teams und unseren Kunden zu pflegen und wiederzuentdecken.»
Wie hat sich Werbung und Kommunikation durch die Pandemie verändert?
Kamm: «Die Kommunikation hat in dieser Zeit ihren Wandel hin zu authentischen Marken, die Werte mit ihren Kunden teilen, beschleunigt. Infolgedessen ist die ‚Relevanz‘ heute ein Ziel jeder Kommunikationsmassnahme. Darüber hinaus ermöglicht unsere Positionierung als integrierte Agentur mit einer Abteilung für Public Relations unseren Kunden, diese Kohärenz und Relevanz in all ihren Aktionen und auf allen Ebenen zu gewährleisten.»
Agence Trio führt auch eine Niederlassung in Zürich. Welche Unterschiede nehmen Sie wahr zwischen der Kommunikationsbranche der Romandie und der Deutschschweiz?
Michael Kamm: «Die kleinere Westschweizer Branche zeichnet sich durch einen grösseren Respekt zwischen allen Akteuren aus. Wir kennen uns alle und sprechen offen über die für den Beruf wichtigen Themen. Ich spüre eine große Dynamik bei den Agenturen, die sich über die Sprachgrenzen hinweg durchsetzen. Auch der potenzielle Markt in der Westschweiz ist für alle Marken sehr attraktiv geworden.
Ein weiterer grosser Unterschied besteht darin, dass die französischsprachige Schweiz eine Minderheit bleibt, auch wenn sie es erreichen, sich Gehör zu verschaffen. Zu lange mussten sich die Kunden in der französischen Schweiz mit unangemessener oder sogar (sehr) schlecht übersetzter Werbung begnügen. In den letzten Jahren haben wir die Zahl der Kooperationen mit deutschsprachigen Agenturen durch die Durchführung von Kulturchecks stark erhöht. Die Botschaft ist bei unseren deutschsprachigen Kollegen angekommen, und ich freue mich darüber.»