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Samstag
10.10.2009

Bundespräsident Hans-Rudolf Merz äusserte am Samstag sein Bedauern über den überraschenden Tod von Jacques Chessex und würdigte den Weschweizer Autor als profilierten Literaten. «Die Schweiz verliert einen grossen Schriftsteller», sagte Merz. «Als Erforscher der menschlichen Seele in ihrer ganzen Komplexität wird Chessex eines der grössten Talente der französischen Gegenwartsliteratur bleiben», so der Bundespräsident.

Am vergangenen Freitagabend hätte der Westschweizer Schriftsteller Jacques Chessex in der Stadtbibliothek von Yverdon-les-Bains an einer öffentlichen Diskussion teilnehmen sollen. Doch 10 Minuten nach Beginn seiner eigenen Erklärungen zur Bühnenadaption seines 1967 erschienenen Romans «La confession du pasteur Burg» brach der Autor tot zusammen. Chessex, der für seine Werke mehrfach preisgekrönt worden war, wurde 75 Jahre alt. Für den Roman «L’Ogre», dessen Titel sich auf den Kindlifresserbrunnen in Bern bezieht, erhielt er 1973 als erster Nichtfranzose (und bisher einziger Schweizer) den Prix Goncourt.

Chessex wurde am 1. März 1934 in Payerne geboren. Er studierte in Freiburg und Lausanne und unterrichtete 30 Jahre lang als Gymnasiallehrer. Mit 18 publizierte er erste Texte, mit 20 sein erstes Buch. Bis heute sind etwa 80 Bücher erschienen: Lyrik, Essays, Kinderbücher, Erzählsammlungen und Romane. Sein Nachlass befindet sich im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern. Mehrere seiner Werke wurden auf Deutsch übersetzt.

Am 1. März dieses Jahr hatte Jacques Chessex zu seinem 75. Geburtstag mit «Un Juif pour l'exemple» für Polemik gesorgt. Er rollte mit der Erzählung über einen rassistisch motivierten Mord 1942 am jüdischen Kaufmann Arthur Bloch in Payerne ein dunkles Kapitel der Geschichte neu auf. Chessex war acht Jahre alt, als das Verbrechen in seinem Heimatort geschah, und er wurde somit indirekt Zeuge. Das Buch erscheint im Februar 2010 auch in deutscher Sprache.