Content:

Mittwoch
08.10.2003

In den Jahren 2000 und 2001 sind in der Schweiz insgesamt 21 Markenprodukte nachgeahmt worden. Der wirtschaftliche Schaden, der dadurch entstehe, sei enorm, teilte der Schweizerische Markenartikelverband Promarca am Mittwoch mit. Die Schweiz gehöre «zu den Ländern, die ein grösseres Problem mit Nachahmungen haben», sagte Gabi Dischinger, Kommunikations-Managerin bei Promarca, auf Anfrage der sda. Die konzentrierte Marktsituation mit den zwei führenden Händlern Migros und Coop könne einer der Gründe dafür sein.

Die 21 Nachahmungen betreffen elf Mitglieder der Promarca. Zwar sind die Hersteller in zwölf Fällen gegen die Nachahmer vorgegangen, doch nur zwei Auseinandersetzungen endeten vor Gericht: die Kopie von Rivella mit Apiella und die Kopie von Merci mit Grazie. In den übrigen zehn Fällen suchte man nach einer gütlichen Einigung. Viele Unternehmen wehrten sich aber gegen Kopien gar nicht. «Grund für das Stillschweigen der Markenartikelhersteller ist in vielen Fällen die starke Abhängigkeit von den Handelspartnern», hält die Promarca in ihrer Pressemitteilung fest. Durch die hohe Handelskonzentration in der Schweiz seien die Hersteller auf gute Beziehungen angewiesen. Ein Streit vor Gericht würde diese gefährden.

Auch wenn sich der Schaden, der durch Nachahmungen entstehe, kaum in konkrete Zahlen fassen lasse, sei sein Ausmass doch enorm. Zum einen falle ein finanzieller Verlust an - für die Hersteller und letzten Endes für die Volkswirtschaft. Zum anderen könne ein traditionelles Wertesystem zerstört werden. Denn wenn der Konsument von der Kopie enttäuscht sei, laste er dies der Originalmarke an. «Dabei spielt es keine Rolle, ob der Konsument das nachgeahmte Produkt für das Original hält oder nur eine Verbindung zum Originalhersteller vermutet», so Promarca weiter.

Der Markenartikelverband unterscheidet zwischen Markenpiraterie und Nachahmung. Unter Markenpiraterie versteht man die identische Reproduktion von prestigeträchtigen Markenprodukten (z.B. gefälschte Rolex-Uhren). Bei der Nachahmung sind die Produkte den geschützten Marken so ähnlich, dass sie leicht verwechselt werden. Gemäss einer Studie des Europäischen Markenverbandes AIM gab es in den Jahren 2000 und 2001 insgesamt 470 Nachahmungen in zwölf europäischen Ländern. An der Spitze liegen Spanien mit 148 und Italien mit 113 Kopien. Laut Promarca wird der gesamte Schaden, der weltweit durch Markenpiraterie und Nachahmungen entsteht, auf 5 bis 7% des Welthandels geschätzt.