Mit einem handzahmen Corona-Interview mit dem Immunologen und Toxikologen Stefan Hockertz hat sich der «Basel Express» einen Rüffel des Presserats eingehandelt.
Abgedruckt ist das nur mit «Redaktion» gezeichnete Interview in der Ausgabe vom April 2021. Nicht weniger als sieben Seiten umfasst das Gespräch, über dem der Titel «Das ist keine Impfung, sondern eine prophylaktische Gen-Therapie» prangt.
Vor dem eigentlichen Frage-Antwort-Spiel platzierte die Redaktion der Gratiszeitung eine Einleitung, die schon mal präventiv klar Schiff macht. Da wird unter anderem klargestellt, dass die Corona-Berichterstattung der übrigen Medien einseitig sei, dass jede kritische Debatte rigoros unterdrückt werde und dass sich bei der neuen mRNA-Impfechnik die Frage stelle, ob hier nicht eine «millionenfache vorsätzliche Körperverletzung» vorliege.
Im Interview bestätigt der befragte Professor Hockertz weitgehend die vorweggenommenen und in den Fragen implizierten Annahmen. Zum Beispiel, dass über mRNA-Impfstoffe wenig bekannt sei und nicht offengelegt worden sei, wie diese funktionierten.
Auf die Frage von «Basel Express», wonach immer mehr Informationen auf schwere Nebenwirkungen und Todesfälle aufgrund der Impfungen hinwiesen, antwortet Hockertz zustimmend mit dem Hinweis, dass es sich bei mRNA-Injektionen genau genommen nicht um eine Impfung, sondern um eine Gen-Therapie handle. Hier werde «Etikettenschwindel» betrieben.
Weiter spricht der Interviewpartner von einer «Arbeitshypothese», die darauf hinauslaufe, dass die mRNA-Impfungen sogar zu einer Verschlimmerung der Infektionen führen könnten.
«Die Impfung ist und bleibt ein Menschenexperiment, jenseits von Ethik und Moral. Aus meiner Sicht handelt es sich um (...) vorsätzliche Körperverletzung mit etwaiger Todesfolge, das möchte ich in aller Deutlichkeit betonen!», ruft Stefan Hockertz schliesslich aus.
Nun muss man wissen: Hockertz ist ein Toxikologe, dessen Ansichten seit Beginn der Corona-Pandemie bekannt und zum Teil sehr umstritten sind. Etwa als er im ersten Corona-Jahr sagte, Covid-19 sei vergleichbar mit jeder Influenza, nicht tödlicher, wenn er damals davon ausging, eine zweite Welle werde es nicht geben, oder wenn er behauptete, die Impfung sei schädlicher als sie nütze.
Für den Presserat ist es «selbstverständlich zulässig, Meinungen wie die seine abzubilden, Alternativen zu den Mehrheitsmeinungen in der Wissenschaft darzustellen», heisst es in der ausführlichen Stellungnahme.
Aber es sei Aufgabe einer Redaktion, im Sinne der Wahrheitssuche Aussagen, «insbesondere auf gesellschaftlich derart brisanten Gebieten wie einer Pandemie», mindestens kritisch zu hinterfragen.
Bei dem höflichen Interview war das Gegenteil der Fall: Schon im einleitenden Absatz platzierte die «Basel Express»-Redaktion ihre steilen Thesen, die sie sich dann vom Befragten über sieben Seiten Punkt für Punkt bestätigen liess.