Der türkische Fernsehsender Olay TV hat nur 26 Tage nach seiner Wiedereröffnung den Betrieb erneut eingestellt.
Der Besitzer Cavit Çağlar erklärte bei der Schliessung des regierungskritischen Senders am Weihnachtstag, er könne «nicht weitermachen wegen der andauernden staatlichen Einmischung».
Auch Chefredaktor Süleyman Sarılar präzisierte, der Grund sei der «grosse Druck» der Regierung auf den Eigner. «Uns ist klar geworden, dass wir unser Programm nicht länger aufrechterhalten können.»
Die Regionalzeitungen «Evrensel» und «Birgun» mutmassten, Grund für die Schliessung könnte unter anderem eine Übertragung einer Fraktionssitzung der pro-kurdischen HDP gewesen sein.
Der Privatsender Olay wurde 1994 vom Textil-Unternehmer Cavit Çağlar gegründet. Als Politiker wirkte dieser vorher auch als Staatsminister für staatliche Banken. Neben Immobilien und touristischen Einrichtungen war er mit seinen komplexen Investitionen auch am Nachrichtensender NTV und anderen Medienunternehmen beteiligt.
Zwei Jahre nach der Gründung seines Senders Olay TV trat Çağlar aus der DYP (True Path Party) aus und blieb als unabhängiger Abgeordneter im Parlament. Er hatte massgeblich zum politischen Comeback von Präsident Suleyman Demirel beigetragen. Als solcher wirkte dieser bis ins Jahr 2000.
2014 ist Recep Tayyip Erdoğan zum Präsidenten gewählt worden. Dieser war zu den Anfangszeiten von Olay TV Bürgermeister von Instanbul.
Seinen TV Sender Olay musste Cavit Çağlar 2019 bereits einmal schliessen. Die Wiedereröffnung mit 180 regierungskritischen Journalisten im Team konnte sich jetzt weniger als einen Monat halten.
Aufgeben wolle man die freie Meinungsbildung trotzdem nicht, versuchte Chefredaktor Sarılar zu versichern.