Die Experten haben sich wieder einmal verrechnet und fahren mit Fehleinschätzungen grad weiter: «Mitte verliert, politische Ränder gestärkt» lauten die Analysen. Für den Klein Report widerspricht die Politologin und Bestsellerautorin Regula Stämpfli, die in den Salzburger Landtagswahlen vor allem die Quittung für das Medienversagen sieht.
Die Mieten, die Lebensmittel, die Heizungskosten – alles immens gestiegen, und worüber schreiben auch die österreichischen Leitmedien oft? Richtig: über Identitätsthemen. Twitter ist zur wichtigsten Agentur aufgestiegen, Elon Musk hin oder her, die Trends beim Vogel machen die Schlagzeilen von morgen. Die Medienmonitore sind ebenfalls social-media-konnotiert und spuken statt politischer Wirklichkeit diskursive Skandale aus.
Wohin dies führen kann, wenn charismatische, populistische – Männer meist – die politischen Extreme leiten, zeigen die Salzburger Wahlen. Es gewinnt die nationalistische FPÖ, die dank «Gender» und «Wokeness» der SPÖ und der Grünen die perfekte Wahlkampagne geschrieben kriegte. Es gewinnt die KPÖ, die Wohnungsmisere, Preissteigerung und Heizungskosten thematisiert und im Ukraine-Krieg vor allem den russischen Oligarchen vor der Salzburger Haustür an den Kragen will.
In Berlin ergibt sich ein ähnliches Bild: Die Grünen und die SPD wurden in der Stadt, die sie über Jahre regiert haben, abgewählt. Dass Berlin als Metropole überhaupt CDU wählte, hängt mit dem Graben des grün-sozialdemokratischen Diskurses und der materiellen Wirklichkeit der Menschen zusammen. Die Mitgliederbefragung der SPD hat zwar für eine Koalitionsregierung gestimmt, doch macht die Partei weiter mit «Gender Trouble», beispielsweise unter Franziska Giffey, die fussballspielenden Mädchen auch gerne mal Pubertätsblocker empfiehlt. So wird die SPD in Berlin zur historischen Episode verkommen.
Die Salzburger Landtagswahl ist ein Wake-up-Call für alle Journalistinnen und Journalisten. Sie sollten sich endlich um die Demokratie vor Ort und nicht um auf Twitter so beliebte 4chan- oder Tumblr-Themen kümmern. Denn diese Extreme werden, wenn wie heute ständig in den analogen Medien bespielt, zu den Sargnägeln der Demokratie. Selbst wenn die KPÖ in Salzburg echt besorgt daherkommt; selbst wenn die FPÖ Leute bringt, die nicht nur gequirlte Faschoslogans von sich geben: Dass 2023 FPÖ und KPÖ die Gewinnerinnen eines österreichischen Bundeslandes sind, ist eine Katastrophe und zeigt, wie weit die Zerstörung der Öffentlichkeit, an der dank codiertem Bullshit alle analogen Medien eifrig mitwerkeln, schon vorangeschritten ist.