Pro Infirmis übernimmt bekannte Werbesujets von Schweizer Firmen und besetzt sie mit Menschen mit Behinderung. Denn diese fehlten in der Werbung, obschon sie Teil unserer Gesellschaft sind. Gestaltet wurde die Kampagne von CR Kommunikation.
«Im Frühling sind wir zusammengesessen und haben überlegt, wie wir unsere Vision einer inklusiven Gesellschaft in der Kampagne 2019 umsetzen möchten», sagte die Stv. Mediensprecherin von Pro Infirmis, Benita Spengler, gegenüber dem Klein Report am Montag. «Unsere Werbeagentur CR Kommunikation hat uns drei Vorschläge präsentiert.»
Das Rennen gemacht hat schliesslich eine Idee, die aus einer einfachen Beobachtung hervorging, nämlich, «dass Menschen mit einer Behinderung zu wenig in der Werbung vorkommen».
Die Kampagnen-Ideen hätten die Projektverantwortlichen von Pro Infirmis auch Menschen mit Behinderung gezeigt und gemeinsam besprochen, sagte Benita Spengler zum Prozedere. «Die Idee, sie in der Werbung zu zeigen, ist bei ihnen am besten angekommen. Und das mit grossem Abstand zu den anderen Vorschlägen.»
Daraufhin hat sich die Non-Profit-Organisation auf die Suche nach bekannten Werbesujets gemacht - und nach Firmen, die bereit waren zu kooperien. «Fünf haben mitgemacht. Alle haben uns Sujets zur Verfügung gestellt, die einen gewissen Bekanntheitsgrad und Sympathiewert haben.»
Mitgemacht haben neben den beiden Konzernen Coop und Migros der Versicherer Die Mobiliar, das Käse-Label Appenzeller und der Online-Händler und Migros-Spross Galaxus.
Und schliesslich standen die Shootings auf dem Programm. Die Herausforderung war, die originalen Werbesujets in ihrem look and feel präzise nachzuahmen. «Bei allen waren wir an deren Originalschauplätzen und haben alles nachgestellt, mit den jeweiligen Branding-Angaben», so Spengler weiter zum Klein Report.
Coop habe beispielsweise auch selber ein Shooting organisiert und bezahlt oder die Mobiliar-Versicherung habe die Strichmännchen mit Behinderung für Pro Infirmis neu gezeichnet. «Auf den Sujets haben wir unser Logo als 'take over' über ihres gelegt, was von allen fünf Partnern akzeptiert wurde.»
Der Hauptkanal der am Montag gestarteten Kampagne «ungehindert behindert» sind die Plakate. «Als Begleitmassnahme haben wir auch Social Media gestartet sowie Paid Werbung», so die Pressesprecherin weiter.
Mit der Kampagne wolle Pro Infirmis zeigen, wie Plakate mit Protagonisten mit Behinderung aussehen. Gegenüber dem Status quo, dass kaum je ein Mensch mit Behinderung in der Werbung auftaucht, gehe man «bewusst ins andere Extrem, indem ausschliesslich Menschen mit Behinderung gezeigt werden».
Damit wolle man nicht nur die Öffentlichkeit sensibilisieren, sondern auch jene, die Werbeaufträge vergeben oder Kampagnen konzipieren. Schliesslich sei Werbung «mehr als einfach nur Reklame, die dem Verkauf von Produkten dient»: «Werbung schafft auch Vorbilder und Identifikationsfiguren. Und diese fehlen für die 1,8 Millionen Menschen mit Behinderung weitgehend.»