Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz hat es allen gezeigt: TV, Zeitungen, Nachrichten, Talks etc., alles was «alte Medien» sind, gehören einem «Thron». Für den Klein Report kommentiert Medienexpertin Dr. Regula Stämpfli die Doch-nicht-Schliessung des Red-Bull-Senders Servus TV.
Was wir schon längst vermutet haben, uns aber von Journalisten und Journalismusschulen wieder und wieder in die Propaganda-Irre haben führen lassen: Medien und Macht sind Zwillinge. Dietrich Mateschitz hat einen kleinen, feinen Sender gegründet und steckt zu seinem Privatvergnügen viel Geld und Herzblut in einen eher defizitären Sender rein. Servus ist sein teures Hobby mit Allgemeinsinn: Punkt, Basta, Amen.
Wenn der österreichische Gewerkschaftsbund meint, er könne nun den Mateschitz-Hof mit Betriebsräten aufmischen, dann hat er die Moderne nicht begriffen. Der Gewerkschaftsbund behandelt alle Medienunternehmen noch so, als gäbe es kein Internet. Der Gewerkschaftsbund geht auch unendlich peinliche Deals mit den öffentlich-rechtlichen Medien ein, gerade weil er nicht gemerkt hat, dass die Zukunft jetzt stattfindet.
Mateschitz`s Reaktion war deutlich: Das sofortige Aus von Servus TV. Der Eklat, der Schock war riesig. Offensichtlich war den Servus-TV-Leuten nicht klar, was es heisst, Privatbesitz und nicht öffentlich-rechtlich zu sein. Privatbesitz kann von einem Tag auf den anderen verkauft, umgestaltet oder eben geschlossen werden, so dass die Finanzen andere Wege gehen.
«Wir wollen keinen Betriebsrat» schrieben die engagierten Servus-Macher und -Macherinnen deshalb folgerichtig einen offenen Brief an den Red-Bull-Chef. Dieser nickte beifällig und machte die sofortige Schliessung von Servus rückgängig: Tschüss und Servus!
Was sagt uns das über die Medienlandschaft in Europa? Erstens: Medien sind nie unabhängig, sondern, falls privat, dem Schicksal der Eigentümer ausgeliefert, falls öffentlich, dem Schicksal der Regierenden. Zweitens: Während die alten Medien solchen Besitz- und Einflussverhältnissen ausgeliefert sind, gehört das Netz allen, allein die Datenverwaltung unterliegt wiederum privater oder staatlicher Kontrolle.
Drittens: Was lernen wir daraus? Allgemein noch nichts, da sich im deutschsprachigen Raum die meisten Männerexperten unter sich unterhalten, sich gerne gegenseitig zitieren und referieren, während die Zukunft schon längst von Menschen, die etwas von Politik verstehen, angedacht und gestaltet wird. Mateschitz`s Vorgehen letzte Woche hat gezeigt: Die Zukunft von Medien und Macht drehen sich nicht einfach um privat oder staatlich, das auch, und keine der beiden Optionen verheisst Gutes.
Nein: Die Zukunft der Medien wird sich um Strom oder Nicht-Strom und um Datenbesitz drehen. Arbeitsplätze? Die stehen à disposition... weshalb alle Journalisten eigentlich für ein bedingungslos garantiertes Grundeinkommen sein sollten.