Die Berichterstattungsqualität von Newssites professioneller Schweizer Informationsmedien hat weiter zugenommen. Damit lassen sich Online-Angebote qualitativ kaum noch von der gedruckten Presse unterscheiden, wie die Befunde aus dem aktuellen Jahrbuch «Qualität der Medien» zeigen.
In der Schweiz informieren sich unterdessen 41 Prozent der Bevölkerung hauptsächlich über Newssites (32 Prozent) und Social Media (9 Prozent): Somit sind digitale Kanäle bereits die Hauptquelle für Nachrichten, noch vor dem Fernseher (30 Prozent) und der gedruckten Presse (18 Prozent). So lautet einer der Hauptbefunde, welche das Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) am Montagmorgen im Berner Hotel Bellevue Palace präsentierte.
Dabei bietet die Abonnementspresse in ihren Newssites (Qualitätswert: 6,3) nur noch geringfügig tiefere Qualität im Vergleich zu den gedruckten Pendants (Qualitätswert: 6,6). Pendlerangebote erreichen Online (Qualitätswert: 5,0) sogar höhere Werte als Offline (Qualitätswert: 4,7).
In der Summe erzielen jedoch «Angebote mit geringer Qualität» die grösste Reichweite, wie die Autoren des Jahrbuches, das im Auftrag der Kurt Imhof Stiftung nun zum achten Mal verfasst wurde, erklärten. Immerhin lasse sich auch mit guter Medienqualität ein breites Publikum erreichen.
Beispiele für Medien, die gute Qualität mit Reichweite verbinden, seien neben den Informationssendungen des öffentlichen Rundfunks unter anderem die Sonntagstitel «Il Caffè», «Le Matin Dimanche» und die «NZZ am Sonntag» oder die Abonnementstitel «Corriere del Ticino», «24 heures» und der «Tages-Anzeiger».
Auf Facebook können Medienmarken ihre Qualität hingegen kaum halten. Eine Ausnahme ist die NZZ, deren Facebook-Angebot die Newssite qualitativ sogar überflügelt. «Tages-Anzeiger» und SRF News bieten gleichwertige Angebote im Vergleich zur korrespondierenden Newssite, während die weiteren elf untersuchten Informationsanbieter wie Watson, blick.ch oder «20 Minuten» auf Facebook niedrigere Qualität bieten.
Generell seien auf Facebook Softnews und Infotainment «deutlich übervertreten». Demzufolge «begünstigen Plattformen wie Facebook Beiträge niedriger Qualität», folgern die Analysten.
Besonders häufig kommentiert, «gelikt» und «geshart» werden Beiträge nur unter bestimmten Bedingungen, die von der Bekanntheit einer Medienmarke und von der «Profilkonformität» des inhaltlichen Angebots abhängen: «So entfallen auf der Facebook-Seite der NZZ 74 Prozent der gesamten Nutzerreaktionen auf qualitativ hochwertige Beiträge. Umgekehrt werden die Nutzerinnen und Nutzer der Blick-Seite vorwiegend (54 Prozent) bei Beiträgen mit niedriger Qualität aktiv.»