Das Online-Verhalten der meisten Jugendlichen in der Schweiz ist «unproblematische». Dies obwohl der Konsum digitaler Inhalte laufend zunimmt. Je mehr Web-Geräte sie aber besitzen und je mehr Zeit sie Online verbringen, desto grösser wird auch die Suchtgefahr, heisst es in einer am Dienstag publizierten Mediennutzungsstudie.
11,5 Prozent der etwa 1000 befragten Jugendlichen bescheinigen die Studienautoren ein «risikohaftes» und weiteren 8,5 Prozent ein «problematisches» Online-Verhalten, «das auf eine Online-Sucht hindeuten kann». Das sei zum Beispiel dann der Fall, wenn Entzugserscheinungen auftreten oder die Jugendlichen ihre Familienmitglieder täuschen, um surfen zu können.
Die Gefahr, in den Strudel einer «Online-Sucht» zu geraten, bestehe vor allem dann, wenn Jugendliche «häufiger zur Unterhaltung surfen, mehr fernsehen oder öfter gamen», benennen die Autoren die «Risikofaktoren». Der Begriff der «Sucht» ist jedoch mit Vorsicht zu gebrauchen, da die Umfrage keine Diagnose im klinischen Sinn stellen kann.
Wenn es im «analogen» Leben nicht so geschmeidig läuft, seien die Jugendliche besonders empfänglich für Facebook-«Likes» oder Punkte in Onlinegames. Die beiden Gefahrengruppen neigen im Vergleich zur Mehrheit der unproblematischen User zudem öfters zu medialer Gewalt. Sie sind zudem schon häufiger selber Opfer von Cybermobbing geworden.
Vorbild sein und Regeln setzen, lautet der Ratschlag an die Eltern. Die Mobilität von Smartphones und Tablets erhöht das Risiko, «dass die Eltern die Kontrolle über die Mediennutzung ihrer Kinder verlieren». Darin sehen die Autoren einen Grund, weshalb sich die Jugendlichen mit risikohaftem oder problematischem Online-Verhalten in ihrer Freizeit besonders häufig mit ihrem Mobile beschäftigen, heisst es weiter in der Studie, die von der Swisscom in Kooperation mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) seit 2010 alle zwei Jahre erscheint.
«Trotz Anstieg von Smartphone und Internetnutzung treffen sich die Jungendlichen in der Schweiz immer noch häufig mit Freunden, spielen ein Instrument, machen viel Sport oder tun auch mal gar nichts», relativiert ZHAW-Medienpsychologe und Mitautor Gregor Waller auf einem Youtube-Video das Gefahrenpotenzial. Auch «Zeitung lesen» schütze vor der Onlinesucht.