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Mittwoch
30.10.2002

Wie Russland mit der Wahrheit umgeht - oder: Wie Medien mit Lügen beliefert werden. Mit der Wahrheit und der Pressefreiheit nehmen es russische Agenturen offenbar nicht so genau, wie der jüngste Terroranschlag und seine Folgen zeigten. So hat eine russische Nachrichtenagentur verbreitet, die österreichische Geisel, die beim Sturm auf das von tschetschenischen Terroristen besetzte Moskauer Theater durch das eingesetzte Gas ums Leben kam, sei an «Lungenentzündung» gestorben. Das, so die Agentur, habe der österreichische Botschafter Franz Cede erklärt, wie «Die Welt» am Mittwoch berichtete. Selbverständlich dementiert Cede energisch, je so etwas behauptet zu haben.

Dies sei nur eines der zahlreichen Beispiele für den Umgang offizieller Stellen mit der Wahrheit, so «Die Welt». Was früher verschwiegen wurde, wird heute im Zeitalter der offensiven Information einfach entsprechend «bearbeitet». So sei auch das Video über die getöteten Geiselnehmer, das nach dem Drama den TV-Stationen frei gegeben wurde, eine «plumpe Fälschung». Das gemäss «Welt» von Geheimdienstleuten produzierte Video zeigt den Anführer mit einer Flasche «Hennessy» in der Hand. Das Bild von saufenden Moslems, denen nichts heilig ist, sollte so verbreitet werden. Die «Regisseure» hatten offenbar übersehen, dass die Cognac-Flasche nicht nur zu verstaubt, sondern erst noch versiegelt war.