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Dienstag
12.07.2022

Medien / Publizistik

Interessenkonflikte zwischen Medien und Politik? Finanzminister Christian Lindner heiratet Franca Lehfeldt, Politik-Chefreporterin der «Welt»...        (Bilder © ZDF, Screenshot)

Interessenkonflikte zwischen Medien und Politik? Finanzminister Christian Lindner heiratet Franca Lehfeldt, Politik-Chefreporterin der «Welt»... (Bilder © ZDF, Screenshot)

Bundesfinanzminister Christian Lindner und die Politik-Chefreporterin der «Welt», Franca Lehfeldt, gehen den Bund der Ehe ein.

Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) berichtet, bebildert mit vielen Glamourfotos. Kritischer zeigt sich der Deutschlandfunk. Dessen Medienmagazin interviewt Daniel Depper vom Netzwerk «Recherche». Depper fordert indirekt den Rücktritt von Franca Lehfeldt von ihrer Position bei der Zeitung «Die Welt». Diese hält ihrerseits fest, dass es im 21. Jahrhundert möglich sein sollte, dass eine Ehefrau eines prominenten Politikers ihrem Beruf nachgehen könne.

Die Situation ist brisant: «Die Welt» hat mit der «Chefreporterin Politik» Lehfeldt einen direkten Draht in die Regierung. Kein anderes deutsches Medium hat dieses journalistische Privileg.

Diese Ungleichheit könnte allenfalls auch dem Deutschen Presserat zu denken geben, da die Leserinnen und Leser der «Welt» nicht automatisch bei jedem Artikel informiert werden, dass dieser aus der Feder der Ehefrau des Bundesfinanzministers Lindner stammt. Heikel ist die Situation unter anderem auch deshalb, weil «Die Welt» aus dem Axel-Springer-Konzern laut Deutschlandfunk Franca Lehfeldt explizit von RTL abgeworben hat.

Christian Lindner hat ein Flair für «Welt»-Journalistinnen: Von 2011 bis 2020 war er mit der Chefredaktorin «Welt am Sonntag» liiert, im Juli 2018 bestätigte er die Beziehung zur damaligen RTL-Fernsehreporterin Franca Lehfeldt, die kurz vor der Hochzeit zur «Welt» wechselte.

Daniel Depper weist im Deutschlandfunk darauf hin, dass es in den USA viel strengere Richtlinien gebe, welche die Interessenkonflikte zwischen Medien und Politik betreffen.

Deutschland hingegen sei dadurch gekennzeichnet, dass diese enge Verknüpfung zwischen publizistischen Organen und Politisierenden kaum diskutiert werde.

Das trifft genauso auf die Schweiz zu.