Die Berner Bundesrätin Simonetta Sommaruga tritt aufgrund des Schlaganfalles ihres Ehemannes zurück. «Es hat mir bewusst gemacht, dass ich nach zwölf Jahren die Schwerpunkte in meinem Leben anders setzen will.»
Dies mitten in der grössten Energiekrise seit dem Zweiten Weltkrieg und dies zeitlich äusserst knapp vor den anstehenden Bundesratswahlen.
Die Medien machten aus dem Rücktritt der Medienministerin ein veritables Drama, das es für die verdiente Bundesrätin persönlich auch ist: Simonetta Sommaruga ringt an der Pressekonferenz vom 2. November «sichtlich um Fassung» («Echo der Zeit»). «Gatte krank: Schicksal stoppt Sommaruga» titelt «20 Minuten»: «Es gibt Momente im Leben, da können Sie nicht einfach zurückkehren.»
Der «Tages-Anzeiger» war etwas nüchterner: «Simonetta Sommarugas abrupter Abgang», sentimentalisiert jedoch im Kommentar: «Sie ruft uns in Erinnerung, was zeitweilig fast vergessen ging: dass auch Bundesrätinnen Menschen sind.»
Die Gendersprache hier überrascht nicht, denn der Klein Report weiss von Journalisten, die noch am Tag nach dem Ableben der eigenen Gattin wieder voll einsatzbereit in der Redaktion rumkommandierten und es gab sogar einen, der am Morgen seine Ehefrau zu Grabe trug, um am Abend an einer Diskussionsrunde im Fernsehen teilzunehmen.
Der «personal touch» beim «Tages-Anzeiger» erstreckt sich bis zum Schriftsteller Lukas Hartmann mit der Untertitelung: «Der Mann, dessen Gesundheit die Bundesrätin dazu bewog, zu demissionieren.»
Der «Blick» hollywoodisiert den Rücktritt klassisch mit: «Sommaruga tritt zurück – für die Liebe». Die NZZ ist im Vergleich erfrischend politisch: «Sommaruga überrascht Bundesrat und Partei. Die Energieministerin tritt zurück – ihr soll wieder eine Frau folgen.»
Der Klein Report stellt fest: Am Tag danach findet die Schweizer Presse mit einigen rührseligen Ausnahmen wieder zurück zum Politbusiness; glücklicherweise, denn es muss innert kurzer Frist ein höchst kompetentes, neues Mitglied für die Schweiz in Krieg und Krise gefunden werden.