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Freitag
19.01.2024

Medien / Publizistik

«Haben Sie Angst vor einem Attentat, Herr Habeck?»: Der «Stern» schreibt mit dem aktuellen Cover womöglich Gewalt herbei... (Bild Screenshot)

«Haben Sie Angst vor einem Attentat, Herr Habeck?»: Der «Stern» schreibt mit dem aktuellen Cover womöglich Gewalt herbei... (Bild Screenshot)

Wer wohl dieses Titelblatt zu verantworten hat? Deutsche Medien scheinen von Krieg, Krise und Inflation nicht genug zu haben. 

Der «Stern» schreibt nun auch noch Anschläge herbei. Mit einem Skandal-Plakat, das sehr geschmackslos im Grauen des Terrors gestaltet ist. Robert Habeck ist in Nahaufnahme, sehr ernst, und darunter: «Haben Sie Angst vor einem Attentat, Herr Habeck? Warum die Deutschen gerade so wütend sind ­– und viele den Vizekanzler hassen.» 

2019 war der «Stern» noch im «grünen Liebesrausch» mit Robert Habeck. Der «Stern»-Kolumnist Hans-Ulrich Jörges träumte von einem «Bundeskanzler Robert Habeck»: Also schon damals Personalisierung und grosse Emotionen, ziemlich unangebracht und daneben auch damals.

Eine Pandemie, zwei Kriege und heftige Bauernproteste später mündet die Personalisierung und Emotionalisierung in diesem schrecklichen Angst-Plakat. Der «Stern» plakatiert quasi einen «Wanted»-Titel für den Abschuss des Vizekanzlers.

Im deutschen Pressekodex steht: «Die Presse verzichtet auf eine unangemessene sensationelle Darstellung von Gewalt.» Der neuste «Stern»-Titel ist Sensation pur und könnte in Aufmachung, Design, Bildkonzeption, Hintergrundfotos den Vizekanzler massiv gefährden. 

Zudem ist es falsch, Robert Habeck zum Showman für die gesamte Ampel-Regierung zu stilisieren. Der «Stern»-Titel ist darüber hinaus unangemessen sensationell. 

«Wer so über Politik berichtet, soll sich über die Eskalation auf den Strassen dann nicht wundern», meint eine Userin auf Twitter, und eine andere: «Rudi Dutschke schon vergessen?» Der Aktivist wurde nach einer «Bild»-Kampagne 1968 von einem aufgebrachten Hilfsarbeiter mit Neonazikontakten («Du Kommunistenschwein!») dreimal angeschossen. Dutschke starb an den Spätfolgen des Attentats elf Jahre später.