Wer wohl dieses Titelblatt zu verantworten hat? Deutsche Medien scheinen von Krieg, Krise und Inflation nicht genug zu haben.
Der «Stern» schreibt nun auch noch Anschläge herbei. Mit einem Skandal-Plakat, das sehr geschmackslos im Grauen des Terrors gestaltet ist. Robert Habeck ist in Nahaufnahme, sehr ernst, und darunter: «Haben Sie Angst vor einem Attentat, Herr Habeck? Warum die Deutschen gerade so wütend sind – und viele den Vizekanzler hassen.»
2019 war der «Stern» noch im «grünen Liebesrausch» mit Robert Habeck. Der «Stern»-Kolumnist Hans-Ulrich Jörges träumte von einem «Bundeskanzler Robert Habeck»: Also schon damals Personalisierung und grosse Emotionen, ziemlich unangebracht und daneben auch damals.
Eine Pandemie, zwei Kriege und heftige Bauernproteste später mündet die Personalisierung und Emotionalisierung in diesem schrecklichen Angst-Plakat. Der «Stern» plakatiert quasi einen «Wanted»-Titel für den Abschuss des Vizekanzlers.
Im deutschen Pressekodex steht: «Die Presse verzichtet auf eine unangemessene sensationelle Darstellung von Gewalt.» Der neuste «Stern»-Titel ist Sensation pur und könnte in Aufmachung, Design, Bildkonzeption, Hintergrundfotos den Vizekanzler massiv gefährden.
Zudem ist es falsch, Robert Habeck zum Showman für die gesamte Ampel-Regierung zu stilisieren. Der «Stern»-Titel ist darüber hinaus unangemessen sensationell.
«Wer so über Politik berichtet, soll sich über die Eskalation auf den Strassen dann nicht wundern», meint eine Userin auf Twitter, und eine andere: «Rudi Dutschke schon vergessen?» Der Aktivist wurde nach einer «Bild»-Kampagne 1968 von einem aufgebrachten Hilfsarbeiter mit Neonazikontakten («Du Kommunistenschwein!») dreimal angeschossen. Dutschke starb an den Spätfolgen des Attentats elf Jahre später.