Bei GC brodelt es. Ein Rücktritt folgt dem anderen Rausschmiss. Jetzt hat auch der Marketing- und Medienchef Adrian Fetscherin seine Rolle als Vermittler hingeworfen.
Über hundert Jahre war der Zürcher Grasshopper Club als Traditionsverein von lokalen Bankiers, Offizieren, Immobilienunternehmen oder Figuren wie Werner H. Spross getragen. Als die Finanzen immer mehr in Schieflage geraten sind, wollte im Frühling 2020 eine Holding aus Hongkong ihre Chance als Investor nutzen. Seither herrscht offenbar das Chaos, wie sich die verschiedensten Medien für einmal völlig einig sind.
Operativ blieb der Club in Schweizer Händen. Aber Sportchef Fredy Bickel musste gehen. Zum letzten starken Schweizer neben der chinesischen Führung wurde Andras Gurovits. Neben dem Rechtsanwalt von der Zürcher Bahnhofstrasse sitzen nur noch die beiden Chinesen Sky Sun (Präsident) und Jenny Wang (Besitzerin) im Verwaltungsrat.
Dort soll Gurovits inzwischen einige Fouls begangen haben. Die Machtspiele statt Fussballspiele haben jetzt Adrian Fetscherin offenbar zum Umdenken bewogen, nachdem er vor wenigen Wochen in einem Interview in der «Neuen Zürcher Zeitung» den Verein noch leidenschaftlich verteidigt hat.
Am Mittwochmorgen hat der Kommunikationschef nun über seinen Rücktritt informiert. Die Bekanntgabe ist nicht über einen offiziellen Kanal des Clubs erfolgt, sondern über Fetscherins privaten Instagram-Account.
In einer Videobotschaft auf Facebook erklärt Fetscherin: «Ich finde es unerträglich, dass wir den Feind, mehrere, im eigenen Haus haben! Wir haben den Feind im Haus in der Person eines Verwaltungsrates.»
Im «Blick» wird er dabei deutlicher Richtung Gurovits: «Er hat alles unternommen, dass wir eigentlich gar keinen Erfolg haben können. Er hat uns immer wieder torpediert. Die alte Garde muss weg! Wenn die Leute noch da sind, wird GC nicht zur Ruhe kommen.»
Im Video nimmt Fetscherin nach wie vor den chinesischen Investor in Schutz. «Ich kann das nicht mehr akzeptieren», so der ehemalige TV-Reporter. Es sei unsäglich, dass die Hand, die den Klub füttere, Millionen investiere und den Klub gerettet habe, gebissen werde. Nicht nur die chinesischen Investoren seien auf das Übelste diskreditiert worden, auch die Mitarbeitenden, «darunter auch ich».
Jenny Wang als heutige Besitzerin von GC ist Eigentümerin der Holding aus Hongkong, die GC gerettet hat. Sie ist die Ehefrau von Guo Guanchang, einem der Gründer von Fosun.
Dieser Konzern aus Shanghai ist ein chinesischer Mischkonzern, intransparent und medienscheu. Die Börsenkapitalisierung beträgt etwa 11 Milliarden Dollar. Gegründet wurde die Firma 1992 von vier Studenten. Man kauft, wo sich eine Gelegenheit bietet.
So sind die Chinesen auch Hauptinvestoren des Cirque de Soleil, haben sich die deutsche Bank Hauk & Aufhäuser unter den Nagel gerissen oder das Reiseunternehmen Thomas Cook.