«Das Fernsehen muss nicht belehren, sondern vor allem erzählen.» Dies erachtet Markus Schächter, Intendant des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF), für zentral, um Vielfalt zu garantieren. Schächter, der am Qualitätssymposium der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) am Dienstag in Luzern auftrat, bezeichnete die Vielfalt als Frischluftzufuhr für die Öffentlichkeit und als Garantie gegen die Uniformierung. Seine Forderung, dass man mehr erzählen müsse, setzte Philippe Viallon, Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Lyon, sofort um: Er spielte einen Beitrag vor, in dem Deutsche und Franzosen gefragt wurden, wie eine Dampflokomotive macht. Die Deutschen prusteten, die Franzosen tuteten. Auch ein Beispiel für Vielfalt. Von der Tagung berichtet für den Klein Report Roger Blum.
Die SRG hatte allerdings an ihrer Tagung vor allem die Angebotsvielfalt und die Programmvielfalt im Visier. Das Radio- und Fernsehgesetz schreibt den konzessionierten Veranstaltern vor, in der Gesamtheit ihrer Sendungen die Vielfalt der Ereignisse und Ansichten zu spiegeln. Schächter zeigte sich überzeugt, dass Vielfalt vor allem bei den öffentlich-rechtlichen Sendern gesucht werde. Viallon riet der SRG, trotz der sprachregionalen Vielfalt auch wieder mehr Sendungen national gemeinsam zu machen. SRG-Generaldirektor Armin Walpen, der Ende Jahr aus dem Amt scheidet, zeigte am Beispiel der Sportberichterstattung, dass die privaten Sender sich auf wenige populäre Sportarten beschränken, während es sich ein Service-public-Sender leisten könne, eine grössere Vielfalt zu berücksichtigen. Was die SRG auch einlöse.
Massimo Lorenzi, Sportchef der SRG in der Westschweiz (RTS), ergänzte, dass auf dem zweiten Kanal des Westschweizer Fernsehens 2010 über 2000 Stunden Sportprogramme gesendet worden seien. Er berichtete auch von einer Veränderung der Vermittlung von Sport, die heute vielfältiger, kritischer, glaubwürdiger sei als früher. Nicole Tornare führte vor, wie vielfältig und mit wie vielen Varianten des Humors das Westschweizer Radio Unterhaltung vermittelt. Der amtierende Deutschweizer Fernsehdirektor Ueli Haldimann und der ebenfalls demnächst abtretende Radiodirektor Iso Rechsteiner kommentierten Beispiele aus den Bereichen Information und Kultur, die nicht nur für Vielfalt, sondern auch für Konvergenz zwischen Radio und Fernsehen stehen: die Regionaljournale, das Kinderprogramm «Samba» und den Kulturevent «Aida am Rhein».
Maurizio Canetta von der SRG im Tessin (RSI) zeigte schliesslich auf, wie flüssig alles geworden sei und wie wenig man die Inhalte noch kontrollieren könne. Die Zahl der Verbreitungskanäle habe sich vervielfacht, und das Publikum könne sich überall bedienen. Er forderte eine strategische Vision.




