Das zähe Ringen um einen Medien-Gesamtarbeitsvertrag (GAV) für die Deutschschweiz und das Tessin geht weiter: Vier von fünf Journalisten sind mit dem aktuellen Verhandlungsergebnis nicht zufrieden. Sie fordern höhere Mindestlöhne und soziale Absicherung.
Nach zwölf Verhandlungsrunden mit den Verlegern haben die Gewerkschaft Syndicom und der Journalistenverband Impressum eine für sie unerwartete Ohrfeige erhalten. Bei einer Umfrage von Syndicom unter 400 Journalistinnen, Produzenten, Korrektorinnen und Fotografen, gaben 82 Prozent an, dass ihnen der jetzige GAV-Entwurf nicht genügt.
«Das hat uns in dieser Deutlichkeit überrascht», sagte Syndicom-Gewerkschaftssekretär Marco Geissbühler am Montag auf Nachfrage des Klein Reports. Die grossmehrheitliche Ablehnung des derzeitigen Verhandlungsresultats interpretiert Geissbühler als klares Mandat, bei den Verlegern weitere Nachbesserungen beim Medien-GAV einzufordern.
Vor allem in zwei Punkten sehen die Journalistinnen noch Verbesserungsbedarf: Erstens verlangen sie laut Syndicom-Umfrage je nach Region einen Mindestlohn zwischen 5'200 und 5'900 Franken monatlich. Zudem fordern sie periodische Lohnerhöhungen, abhängig von der Anzahl Berufsjahre.
Zweitens wollen die Journalisten mehr Sicherheit in unsicheren Zeiten. «Die Leute haben Angst, wie lange sie noch ihre Stelle behalten. Eine Sozialplan-Pflicht kann faire Abgangsentschädigungen für Betroffene garantieren», führte Marco Geissbühler dazu aus.
Mit der klarem Ziel, den Medien-GAV weiter aufzubessern, hoffen Syndicom und Impressum nun auf die Kompromissbereitschaft des Verlegerverbands. «Wir gehen mittlerweile wieder davon aus, dass alle Parteien die Verhandlungen fortsetzen wollen», sagt Geissbühler.
Der nächste Termin mit den Verlegern sei provisorisch auf diesen Herbst terminiert worden. «Nun sind wir zuversichtlich, in den nächsten Monaten gemeinsam mit den Verlegern einen GAV zu entwickeln, der die Bedürfnisse der Medienschaffenden nach angemessenen Löhnen und sozialer Absicherung berücksichtigt.»