Es ist viel Bewegung im Schweizer Werbe- und Mediamarkt. Von den sogenannt klassischen Kanälen bis hin zur Aussenwerbung oder dem Digital-Bereich ist die Lage derzeit sehr unterschiedlich.
In der grossen Umfrage des Klein Reports unter Werbevermarktern und Media-Agenturchefs hat der Klein Report mit Chris Fluckiger, Founder & CEO der Mediatonic SA mit Sitz in Genf, über die Branchentrends, Marketing-Hypes und eine möglichst «fettfreie» Unternehmenskultur gesprochen.
Wie sieht die Lage in Ihrem Bereich konkret aus?
Chris Fluckiger: «Die Medien- und Werbelandschaft ist nach wie vor von grossen Veränderungen betroffen. Die klassischen Medien sind weiter unter Druck, die Werbeausgaben stagnieren und mit dem Aufkommen von AI-Applikationen verändern sich auch die Arbeitsbedingungen. Das alles macht unsere Arbeit herausfordernd, aber auch äusserst spannend. Wir sehen, dass auch unsere Konkurrenz den Bereich als attraktiv erachtet, so hat es letztes Jahr diverse Neugründungen von Mediaagenturen gegeben.»
Welche Entwicklung erwarten Sie im 2025?
Fluckiger: «Das Jahr 2025 wird geprägt sein durch die geopolitischen Entwicklungen. Das Verhalten der neuen Regierung in den USA wird auch auf den Schweizer Markt Einfluss haben, im Guten wie im Schlechten. Im Moment ist es noch schwierig abzuschätzen, wohin die Reise geht. Von einem starken wirtschaftlichen Wachstum durch Deregulierung in den USA bis hin zu einer wirtschaftlichen Krise durch isolationistische Aktivitäten ist alles denkbar. Wir sind für den Markt Schweiz aber sehr positiv gestimmt, da wir die hiesige Wirtschaft für sehr kompetitiv und resilient erachten.»
Wie sind Sie persönlich ins neue Jahr gestartet?
Chris Fluckiger: «Ich bin ausgezeichnet gestartet. Ich durfte das neue Jahr in den Bergen begrüssen mit viel Schnee und Sonnenschein. Daneben darf ich mich über ein erfolgreiches Jahr 2024 freuen, viele spannende Projekte und Neukundengewinne und über den Spitzenplatz im Ranking des LSA als inhabergeführte Agentur sowie den ersten Rang im Ranking der Recma. Am meisten Freude macht es mir aber immer noch, mit meinem Top-Team in einer guten Stimmung arbeiten zu dürfen.»
Der Jahreswechsel ist immer eine gute Gelegenheit, das Bestehende zu überprüfen und sich neue Ziele zu stecken. Haben Sie Vorsätze für 2025?
Fluckiger: «Wir haben uns für 2025 vorgenommen, dass wir auf unseren Stärken der Stabilität und des Know-hows aufbauen möchten, um noch besser zu werden und um auf die Bedürfnisse unserer Kunden noch proaktiver reagieren zu können. Dabei werden wir auch die Arbeit mit AI-Systemen ausbauen, wobei für uns aber die Devise gilt, dass nur menschliche Intelligenz in der automatisierten Welt den Erfolg garantiert.»
Gibt es auch Dinge, die Sie womöglich aufgeben wollen oder müssen, um Ressourcen freizumachen oder Platz für Neues zu schaffen?
Chris Fluckiger: «Dank unserer stabilen Beziehungen zu Kunden und Mitarbeitenden dürfen wir uns freuen, dass wir eine äusserst gesunde Basis haben. Auch ist unser Unternehmen sehr schlank aufgestellt und wir haben kein ‚Fett‘, das wir rausschneiden müssen. Wir haben uns vorgenommen, diese Basis als Chance zu nutzen, die internen Prozesse zu optimieren, das Know-how des Teams weiter auszubauen und in Spezialprojekte zu investieren. Als erste Massnahme dazu haben wir unser Team verstärkt und sind an einem Strategieprozess, um unsere Leistungen zu analysieren. Diese sollen immer nur den Kunden dienen und nie Selbstzweck sein. Wenn wir also etwas opfern wollen, so ist es die Versuchung, jedem Marketing-Hype hinterherzurennen und zu denken, wir müssten First Mover sein, nur um im Newsletter darüber berichten zu können, aber ohne den Kunden einen Mehrwert gebracht zu haben.»
2024 war für die Medien- und Werbebranche ein heftiges Jahr. Vielerorts wurde der Rotstift angesetzt. Die Verteilkämpfe werden zum Teil mit harten Bandagen ausgetragen. Wo sehen Sie in dem Wandel Chancen für Ihren Bereich?
Fluckiger: «Jede Veränderung bietet Gefahren, aber auch Chancen, so auch der aktuelle Wandel in der Schweiz. Die Chancen sehen wir für die Werbetreibenden in neuen Möglichkeiten, aber auch in der Notwendigkeit, agil und innovativ bleiben zu müssen. Dass sie das können, beweisen unsere Kunden immer wieder. Für die Schweizer Medien sehen wir die Chancen bei einer Besinnung auf die Stärken, aber auch in verstärkter Kooperation. So begrüssen wir die Einführung der OneID und wünschen uns aber gleichzeitig eine Wiederaufnahme der Bemühungen um eine Online-Kampagnenforschung.»
Was wäre für Sie der Worst Case in der Branche im neuen Jahr?
Chris Fluckiger: «Der Worst Case ist wie erwähnt wohl vor allem geopolitisch zu erwarten. Hohe Zölle in den USA, eine Ausweitung des Krieges in der Ukraine, terroristische Aktivitäten auf den Schifffahrtswegen oder ein neuer Black-Swan-Event wie damals Covid-19 können den freien Handel schwächen oder zum Erliegen bringen. Und davon wären auch die Wirtschaft in der Schweiz und damit wir stark negativ betroffen.»