Medien erreichen Massen, die sich empören, mobilisieren und agieren lassen: Seit dem Ersten Weltkrieg werden bei grösseren kriegerischen Auseinandersetzungen gezielt Medien eingesetzt, um die Unterstützung der Kriegsführenden zu mobilisieren.
Dieser Mechanismus greift ganz offensichtlich auch bei der Auseinandersetzung zwischen den USA und dem Iran.
Der General der iranischen Revolutionsgarden, Soleimani, befand sich nach eigenen Angaben im Krieg mit den USA und Israel. Im Rahmen der Sicherheitskonzepte gegen den islamischen Terrorismus in westlichen Demokratien wäre ein Vorgehen, Soleimani aus dem öffentlichen Verkehr zu ziehen, indem man ihn vor ein Gericht stellt, also durchaus legitim.
Doch solch nüchterne Sicherheitsüberlegungen scheitern am medialen Säbelrasseln: Westliche Medien bieten der Führung der Islamischen Republik unzählige Plattformen, deren Propaganda und deren Drohungen zu verbreiten.
So titelte das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) am 3. Januar 2020: «Iran wird jetzt Amerikaner töten wollen.» Schon kurz nach der Bekanntgabe des Todes des Kommandanten Soleimani hiess es öffentlich-rechtlich: «USA töten iranischen General – Iran droht mit ‚schwerer Rache’.»
Angesichts der kriegerischen Stimmung wäre es entscheidend, dass sich hier die demokratischen Medien, allen voran die öffentlich-rechtlichen, um mehr Selbstkritik bemühen: Je drohender kriegerische Auseinandersetzungen sind, desto mehr ist ein Sach- statt Empörungsjournalismus gefragt.