Der mazedonische Journalist Tomislav Kezarovski ist von einem Berufungsgericht zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Das Gericht reduzierte damit am Donnerstagnachmittag die im Herbst 2013 in erster Instanz verhängte Strafe von viereinhalb Jahren.
Kezarovski wird vorgeworfen, er habe 2008 in einem Artikel für die Zeitschrift «Reporter 92» die Identität eines geschützten Zeugen in einem Strafprozess aufgedeckt. Der Journalist wurde deswegen Ende Mai 2013 verhaftet. Aufgrund von internationalen Protesten wurde er im Herbst 2013 aus dem Gefängnis entlassen und steht seither unter Hausarrest. Abzüglich der bis jetzt verbüssten Strafe stehen ihm noch viereinhalb Monate Freiheitsentzug bevor.
Kezarovski hatte in seinen Artikeln auf Missstände in der Arbeit von Regierung und Justiz in Mazedonien hingewiesen. Der Zeuge, den er im Artikel genannt hatte, räumte im Februar 2013 ein, unter dem Druck der Polizei falsch ausgesagt zu haben. Durch diese Aussage waren zwei Brüder wegen Mordes verurteilt worden.
Die Organisation Reporter ohne Grenzen schreibt, dass sich Kezarovski bei seinen journalistischen Recherchen nichts habe zuschulden kommen lassen und deshalb sofort freikommen müsse: «Dieses absurde Urteil ist eines EU-Beitrittskandidaten unwürdig und muss so schnell wie möglich aufgehoben werden», schreibt der Geschäftsführer der Journalistenorganisation, Christian Mihr.