Content:

Mittwoch
12.06.2024

Medien / Publizistik

Es ist ein «Konstruktionsfehler», dass die redaktionellen Mitarbeitenden einerseits Gemeindeangestellte sind und anderseits behördenkritisch zu berichten haben...   (Bild zVg)

Es ist ein «Konstruktionsfehler», dass die redaktionellen Mitarbeitenden einerseits Gemeindeangestellte sind und anderseits behördenkritisch zu berichten haben... (Bild zVg)

Dass verlegerische Aktivitäten teuer sind, merkt nun auch die Zürcher Gemeinde Maur.

An der Gemeindeversammlung vom Montag stand die politische Debatte zur Entscheidung über den Mehrwertausgleich, der bei Auf- und Umzonungen fällig wird, im Zentrum. Hier wollte der Gemeinderat die Grundstückbesitzer mit dem höchstmöglichen Ansatz von 40 Prozent zur Kasse bitten, fuhr damit aber eine Niederlage ein.

Denn mit grossem Mehr sprachen sich die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger gegen einen Mehrwertausgleich aus. Im Klartext: Es kommt zu einer Nullprozent-Lösung.

Dann lag unter anderem eine schriftliche Anfrage von Verena Keller und Roswitha Gassmann zur in Turbulenzen geratenen «Maurmer Post» auf dem Tisch. Die beiden Damen wollten in sechs Punkten wissen, wie es um das mittlerweile bekannteste Schweizer Gemeindeblatt steht. Wer hat derzeit die verlegerische Hoheit? Wer segnet zurzeit das Blatt letztinstanzlich ab? Wird der Posten für die Chefredaktion neu ausgeschrieben? Werden die Redaktion und der Gemeinderat beraten und was kostet das? Oder was ist der mittelfristige Plan für das Publikationsorgan?

FDP-Gemeindepräsident Yves Keller, der mit dem Gemeinderat seit März die redaktionelle Hoheit besitzt, erklärte: «Nach Einschätzung des Gemeindeamts des Kantons Zürich sind die gegenwärtigen Strukturen und das Inhaltskonzept der ‚Maurmer Post‘ nicht zulässig».

Begründung: Es sei ein «Konstruktionsfehler», dass die redaktionellen Mitarbeitenden einerseits Gemeindeangestellte seien – und teilweise anderseits behördenkritisch zu berichten hätten. Diesen Sachverhalt habe der Bezirksrat in Uster zu klären. Und dort sind noch vier Aufsichtsbeschwerden hängig, wie der Klein Report vor ein paar Tagen auf Nachfrage bei Gemeindeschreiber Christoph Bless erfahren und in einer ausführlichen Berichterstattung geschrieben hat.

Und wie zu vermuten war, dieser «Konstruktionsfehler», wie ihn der Gemeindepräsident beschrieb, wird teuer. Trotz dieser Aussage erhöht Yves Keller das Budget um rund 20 Prozent und spricht der Redaktion bis Ende Jahr 58’000 Franken zu.

«Bevor eine fertig produzierte Ausgabe die Druckmaschine durchläuft, erteilt der Gemeinderat das Gut zum Druck», heisst es zur aktuellen Absegnung des Inhalts.

Zudem sei das Redaktionsteam aktuell dezimiert, deshalb werde es durch externe Kräfte unterstützt. Dazu gehöre zum einen technischer Support bei der Zeitungsgestaltung, zum anderen «die Prüfung der Inhalte hinsichtlich der Einhaltung journalistischer Richtlinien», heisst es in der schriftlichen Begründung.

Diese zusätzlichen finanziellen Aufwendungen belaufen sich auf 1’741 Franken pro Ausgabe. Deshalb habe der Gemeinderat einen entsprechenden Kreditbeschluss in der Höhe von 58’000 Franken für die Produktionsunterstützung von April bis Ende 2024 gefasst.

So oder so kostet die Affäre um die «Maurmer Post» die Steuerzahlenden weiter Geld.