Axel Springer plant, sein Unternehmen radikal umzubauen. Bis 2026 soll das Geschäftsergebnis um 100 Millionen Euro verbessert werden – durch mehr Umsatz, aber auch durch tiefere Kosten.
Springer-Chef Mathias Döpfner hat am Dienstag seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über seinen «strategischen Fünf-Punkte-Plan» und die geplanten Massnahmen informiert. Das interne Schreiben wurde später von der Presseabteilung in Auszügen veröffentlicht.
«Unser Ziel ist ‚Digital Only‘», schreibt Döpfner unter anderem. Das werde aber nicht von heute auf morgen erreicht. «Print ist heute noch profitabel und für Leserinnen und Werbekunden unverzichtbar», so Döpfner weiter.
«Deshalb wird die komplette Umstellung auf Digital noch einige Jahre dauern. Wir müssen uns aber darauf vorbereiten und die Transformation aktiv in Angriff nehmen.»
Im letzten November hatte Axel Springer den vor Jahresfrist lancierten TV-Kanal massiv zurückgebaut. Dran glauben musste die Live-Berichterstattung, die fast komplett aufgegeben wurde.
Wie der Content daherkommt, will Axel Springer immer mehr den Maschinen überlassen. «Journalismus-Kreation wird zum Kern unseres Tuns. Journalistische Produktion wird zum Nebenprodukt, immer mehr technisch gestützt und automatisiert. Das bedeutet Umbau der Redaktionen und Verschiebung von Personal und Kosten», so der Vorstandsvorsitzende weiter mit Anspielung auf die künstliche Intelligenz, deren Verheissungen seit der Veröffentlichung von ChatGPT hoch im Kurs sind.
Die neue Organisation von «Bild» und «Welt» soll dezentraler, eigenständiger, «unternehmerischer» geführt, mit mehr Nähe zu Markt und Kunden. Beide Marken werden durch eine gemeinsame Vermarkungseinheit unterstützt.
Deutlich schlanker aufgestellt werden sollen die unterstützenden bisherigen Zentralfunktionen, bestehend aus Finanzen, Controlling, Personal und Recht. Die technologische Produktentwicklung unter Leitung von Samir Fadlallah «rückt noch näher an die Marken zu den Newsrooms, um eine bestmögliche Kooperation zwischen Redaktion und Entwicklern zu ermöglichen».
Döpfner verschwieg nicht, dass der Umbau auch mit einem Stellenabbau verbunden sein wird. Vor allem die zentralen Funktionen seien hiervon betroffen. In den Redaktionen würden vor allem Stellen bei der Produktion und den Funktionen wegfallen, die durch den Einsatz moderner Technologie schlanker oder ganz überflüssig würden.
Eine konkrete Zahl, wie viele Stellen der Verlag abbauen wolle, nannte Mathias Döpfner nicht.
Bei Reportern, Autoren, Fachredaktoren wolle man nicht abbauen. Um den journalistischen Qualitätsanspruch wahren zu können, würde dort eher investiert.
Gleichzeitig stellte das Management klar: «Das ist keine Jobgarantie. Denn auch in den Redaktionen werden wir uns von Kolleginnen und Kollegen trennen, wenn bestimmte Profile nicht mehr zu den erforderlichen Kompetenzen passen.»