Nur langsam kommt Bewegung ins TV-Quoten-Desaster, das mittlerweile schon mehr als vier Monate dauert. Mediapulse, Publisuisse und Goldbach haben sich nun aber zusammengesetzt und einen detaillierten Massnahmenplan ausgearbeitet, um einen Ausweg aus dem Debakel zu finden. Am Freitag wird das Papier der User Commission vorgestellt.
Lösungen gefunden werden sollen etwa bei den Grundlagen, die Kantar für die TV-Quotenmessung nutzte. Während das Bundesamt für Statistik (BfS) 2,67 Millionen Haushalte in der Stadt und 0,84 Millionen auf dem Land zählt, sind es bei Kantar 2,51 Millionen in der Stadt und 0,99 Millionen auf dem Land. Auch bei den verschiedenen Endgeräten sieht die Nutzung bei Kantar anders aus, als dies die Telekommunikationsanbieter ausweisen. Während Kantar die Verbreitung über Kabel niedriger einschätzt, ist diese bei IPTV, Satellit, nur PC und digital terrestrisch bis zu sechs Prozent höher.
Ein Kritikpunkt, der beseitigt werden soll, ist die Erfassung des Konsums in Haushalten, die nur über einen Computer verfügen. Bei diesen würden aktuell nur die Nutzung über den Computer, nicht aber über Smartphones und Tablets gemessen, kritisieren Beteiligte. Über die mobilen Geräte aber würde gerade ein wesentlicher Teil des Konsums stattfinden.
Unzufriedenheit gibt es auch bezüglich Transparenz, die ein Thema sein wird. Die Veranstalter wollen, dass sowohl der New Establishment Survey, der als Grundlage für die Rekrutierung diente, als auch die Berichte und Fragen bezüglich der Hearings, die Zuordnungs- und Gewichtungsregeln bekannt gegeben werden.
Um die Glaubwürdigkeit wieder herzustellen, hatten Goldbach und 3+ im April Forderungen aufgestellt. Unter anderem sollen die relevanten Informationen vor der Datenfreigabe offengelegt und offene Fragen beantwortet werden. Im Raum steht auch die Einführung von Watermarking beim Audio-Matching. Weiter sollen Anzahl und Funktionsfähigkeit der Messgeräte in den Haushalten überprüft und die Fehler bei der Verteilung auf Stadt und Land, den Verbreitungsarten und PC-only-Haushalten behoben werden. Die Branche fordert ausserdem mehr Mitsprache bei der TV-Quotenmessung ein.
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