Die Abstimmung hat bei Medien in der ganzen Welt Sympathien für die Mitarbeitenden von Amazon ausgelöst. Zu viel ist bereits über die schlechten Löhne und Arbeitsbedingungen publik geworden. Sogar US-Präsident Joe Biden hat signalisiert, dass er die Bildung einer Gewerkschaft bei Amazon unterstütze. Den Idealisten auf dieser Welt schien alles klar.
Doch der Versuch, beim grössten Online-Händler der Welt in Amerika eine Gewerkschaft zu etablieren, ist letzte Woche gescheitert.
Nach der Auszählung der Stimmen von Beschäftigten in einem Verteilzentrum des Konzerns im Bundesstaat Alabama zeigt sich eine klare Mehrheit gegen die Gründung einer solchen Gewerkschaft. Bei der Abstimmung mit Modell-Charakter gab es 1‘798 Stimmen gegen eine Gewerkschaft und 738 dafür. Am Standort sind 5‘800 Mitarbeitende beschäftigt. Etwa 3‘200 haben sich der Stimme enthalten.
Beobachter analysieren, dass der Internet-Konzern mit seiner Verhinderungsstrategie zu erfolgreich war. Amazon habe mit einer aggressiven Kampagne gegen die Gewerkschaftspläne gekämpft und versucht, die Mitarbeiter in Alabama zu einem entsprechenden Votum zu bewegen, schreiben verschiedene Medien einhellig.
Doch das letzte Wort könnte noch nicht gesprochen sein. Die unterlegene Seite will gegen das Ergebnis vorgehen. Die Handelsgewerkschaft RWDSU, der sich die Amazon-Mitarbeiter angeschlossen hätten, hat angekündigt, eine Beschwerde bei der für Arbeitsrecht zuständigen Behörde National Labor Relations Board (NLRB) einreichen zu wollen. Sie hat dem Online-Händler «illegales und ungeheuerliches Verhalten» während der Kampagne vorgeworfen, für das er zur Verantwortung gezogen werden sollte.
In ganz Amerika beschäftigt Amazon 950‘000 Mitarbeitende und hat allein im vergangenen Jahr inmitten der Pandemie mehrere hunderttausend zusätzliche Personen eingestellt. Der Online-Händler ist der zweitgrösste private Arbeitgeber des Landes hinter der Supermarktkette Walmart.
Gründer und Hauptaktionär Jeff Bezos gilt mit aktuell 179 Milliarden US-Dollar als der reichste Mann der Welt.
Charakterlich könnte man den Unternehmer, der sich als Hobby «The Washington Post» hält und Raketen in den Weltraum steigen lässt, auch als den armseligsten ansehen, meint der Klein Report. Das Vermögen von Jeff Bezos ist während der Pandemie 2020 pro Stunde um 12 Millionen gestiegen.
Wie Recherchen bestätigt haben, mussten die Driver seiner Lieferwagen derweil in Flaschen pinkeln, weil die Zeit für eine richtige Pause ihrem Boss zu teuer war.