Der deutsche Schriftsteller Martin Walser hat ein schönes Alter von 95 Jahren erreicht. Er sorgt sich deshalb um seine Zukunft. Natürlich literarisch gesprochen.
Wie die «Tagesschau» der ARD am Sonntag in einem Bericht gezeigt hat, hat der berühmte Dichter vom Bodensee sein Archiv geräumt und all seine gesammelten Notizen und Arbeiten persönlich dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach vermacht. Es sei ein «Vorlass» und nicht ein «Nachlass», hiess es dazu sachlich richtig im Bericht.
Eine Ehrung, mit der die Bedeutung Walsers für die deutsche Gegenwartsliteratur herausgestrichen wird.
Im Archiv in Marbach werden jetzt die Entwürfe und Manuskripte seiner vielen Romane, Theaterstücke, Erzählungen und Essays nicht nur erhalten und aufbewahrt, sondern systematisch auch für die Forschung erschlossen. Martin Walser freut sich darüber: «Irgendwo müssen sie hin und am besten ist es da, wo sie sozusagen wissenschaftlich ausgewertet werden.»
In den Archiv-Kartons warten jetzt 75 Tagebücher, unzählige Fotos sowie 75'000 handschriftliche Seiten auf Interessierte. Was die Länder und ihre Kulturstiftungen für den «Vorlass» bezahlt haben, bleibt ein Geheimnis. Archiviert werden auch Walsers Briefwechsel mit Alfred Andersch und Rudolf Augstein, Ingeborg Bachmann, Heinrich Böll, Jürgen Habermas, Uwe Johnson und dem Verleger Siegfried Unseld.
Martin Walser war literarisch prägend. Bekannt wurde er durch seine Darstellung innerer Konflikte der Antihelden in seinen Romanen und Erzählungen. Er ist aber auch bekannt für seine Polemik. Umstritten sind seine Äusserungen zum Umgang mit dem Holocaust. 1998 ist er mit dem Friedenpreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden.