20 Millionen Franken hat das Casinounternehmen Escor für Tele Züri geboten, berichtet «Der Sonntag». Im Gespräch mit dem Klein Report will Martin Wagner, Verwaltungsratspräsident von Escor, diese Zahl weder bestätigen noch dementieren, weil hinsichtlich des Angebotspreises eine Geheimhaltungspflicht bestehe. Aber: «Wir haben für alle zum Verkauf stehenden Tamedia-Sender gemeinsam einen vernünftigen Preis geboten. Wir wollten die Sendergruppe zusammenhalten, um im Werbemarkt einen attraktiven Städtepool Bern, Basel und Zürich zu etablieren. Dies hätte uns wirtschaftlich stark und unabhängig gemacht. Unser Preis wurde als viel zu niedrig bezeichnet, eine Nachbesserung der Offerte habe ich abgelehnt.»
Escor wolle den Unterhaltungsbereich jedoch weiter gezielt ausbauen und sich auf der Unterhaltungslandkarte möglichst breit abstützen, so Wagner weiter. «Dabei wollen wir möglichst unabhängig sein von den Schweizer Konzessionsbehörden, die nicht immer mit der notwendigen Sachkunde ans Werk gehen.» Deshalb haben der Kauf oder gar der Aufbau von Radio- oder TV-Stationen nicht erste Priorität: «Vordringlich befassen wir uns in den nächsten Monaten mit Virtual-Reality-Geschäftsmodellen und verwirklichen eine Social-Gaming-Plattform. Das sind die Wachstumsmärkte», meint Wagner. Nur wenn sich die Chance ergebe, Radio- oder TV-Sender zu vertretbaren Preisen zu kaufen, werde Escor zuschlagen.
Für das Vorgehen der Tamedia zeigt Wagner wenig Verständnis und er befürchtet, dass beim Gerangel um Radio 24, Capital FM, Tele Züri und Tele Bärn politische und nicht wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen. «Wer Medienunternehmen kauft, muss ein glaubwürdiges kommerzielles Konzept vorlegen, ansonsten resultiert ein Debakel. Guter Journalismus ist nur möglich, wenn die Verantwortlichen für das kommerzielle Geschäft transparent und wirtschaftlich erfolgreich arbeiten», so Wagner. «Ist dies nicht der Fall, entsteht die Gefahr der politisch gesteuerten Quersubventionierung, was heisst, dass die Journalisten die einzig korrekte Loyalität, nämlich die Loyalität gegenüber den Medienkonsumenten, nicht gewährleisten können», meint Wagner.
Aufgrund der vermuteten Preise gehe er davon aus, dass nicht auf der Basis von vernünftigen wirtschaftlichen Überlegungen offeriert werde, sondern dass eine politische Agenda bestehe, analysiert Wagner, dem als Verwaltungsratspräsident der Weltwoche AG, wo er per Ende August seinen Rücktritt erklärt hat, und als ehemaliger Verleger der «Basler Zeitung» eine grosse Nähe zur SVP unterstellt wurde, ehe er sich in den letzten Wochen in den Medien deutlich von Christoph Blocher distanziert hat. Wagner will nun für die FDP in den Nationalrat.