Die diesjährigen Cannes Lions nutzte der WPP-Boss Martin Sorrell nicht nur zum Talk mit dem früheren US-Vizepräsidenten Al Gore, sondern auch für das Bekanntmachen seiner neuen Start-up-Firma Truffle Pig, die er zusammen mit der Zeitung «Daily Mail» (Content) und dem Instant-Messaging-Dienst Snapchat (Nutzerdaten) gegründet hat.
Der Firmenname bezieht sich auf ein Trüffelschwein, das Leckerbissen sucht und findet. Für Sorell ist die digitale Welt überflutet mit Inhalten, sodass User qualitativ hochwertige Angebote suchen müssen. Für die angepeilte Zielgruppe der sogenannten Centennials, also junge Menschen unter 18 Jahren, wird Truffle Pig sogenannte «3v»-Videos herstellen. Diese sind nach dem Motto «mobile first» ideal für vertikale Screens.
«Agenturen müssen zum Überleben heutzutage beweisen, dass sie einen Mehrwert erbringen», meint Sorell vor den versammelten Medien. Und mit entschlossener Miene fährt er fort: «Die Technologie spielt dabei eine wichtige Rolle. US-Präsident Obama hat seine erste Wahl nicht zuletzt deshalb gewonnen, weil er junge Zielgruppen angesprochen und deren digitales Verhalten verstanden hat.» Von diesem Erfolgsrezept möchte auch Truffle Pig vorerst im US-Markt profitieren.
Aber auch den Rest der Welt kennt der Chef des grössten Werbe- und Medianetzwerks wie seine Hosentasche. Journalistenfragen aus Japan («Dentsu Aegis ist für mich ein Rätsel», so Sorrell) beantwortet er ebenso souverän, wie diejenige eines Journalisten aus Brasilien («Ich mag das Land, es gibt dort viel Kreativität, aber leider keine Medienvielfalt. Globo ist dominant»). Und einer türkischen Medienvertreterin antwortet Sorell: «Die Türkei hat für uns eine hohe Priorität. Ich hätte sie schon längst zum EU-Mitglied gemacht. Aber zum Glück gibts da noch einige gescheitere Köpfe, die dies bislang zu verhindern wussten».