Die Digitalisierung auf der Strasse hat viele Gesichter: Bordcomputer, Carsharingmodelle und Mitfahrangebote haben sich in kurzer Zeit auf leisen Sohlen eingebürgert. Noch in den Kinderschuhen der Prototypen stecken sogenannte Robocabs. Bis in wenigen Jahren sollen die selbstfahrenden Taxis Automobilbranche und Mobilitätsverhalten revolutionieren.
Die Autohersteller stünden vor dem «grössten Umbruch» ihrer Geschichte, prophezeit eine von Roland Berger verfasste Marktprognose. Glaubt man den Ergebnissen der am Dienstag publizierten Umfrage, würde sich fast jeder zweite Autofahrer weltweit kein eigenes Auto mehr leisten, sollten einst die Robocab-Taxis günstig und zahlreich zur Verfügung stehen. Über ein Drittel überlegt sich zudem, sich als nächstes ein elektrobetriebenes Fahrzeug anzuschaffen.
Besonders die Autofahrer in Ländern mit hoher Bevölkerungsdichte wie den Niederlanden (59 Prozent), Japan (56 Prozent) und Singapur (51 Prozent) können sich vorstellen, Robocabs als Alternative zu einem eigenen Auto zu nutzen. Deutschland folgt mit 47 Prozent knapp dahinter, Frankreich ist mit 57 Prozent aufgeschlossener. In grossen Flächenstaaten wie den USA (35 Prozent), Indien (33 Prozent) und China (27 Prozent) sind die Befragten weniger gut auf Robocabs anzusprechen.
Digital gesteuerte Fahrzeuge mit Elektroantrieb werden laut der Studie vermutlich bis 2021 marktreif sein. «Alle grossen Automobilhersteller unternehmen gemeinsam mit Zulieferern und branchenfremden Akteuren wie IT-Firmen grosse Anstrengungen, um sich im Wettbewerb zu behaupten.» Weltweit arbeiteten rund 40 000 Vollzeitbeschäftigte an neuen Mobilitätsdienstleistungen und automatisiertem Fahren.
Die sechsköpfige Autorengruppe von Roland Berger geht so weit, von einer «Neuordnung der Zulieferlandschaft» zu sprechen. Auch Schweizer Zulieferer würden sich mit «signifikanten Anpassungen ihrer Geschäftsmodelle» auseinandersetzen müssen, heisst es vage.
Der Automotive Disruption Radar des Unternehmensberaters hat nach eigenen Angaben in zehn Ländern rund 10 000 Verbraucher befragt. Roland Berger geht davon aus, dass das Viergespann «Mobility, Autonomous driving, Digital und Electrification» (MADE) in den nächsten 15 Jahren einen kapitalen Wandel in der Automobilindustrie bewirken wird.