Content:

Samstag
08.06.2002

Echt oder nicht – das war die Frage, mit der sich das Zürcher Obergericht am Freitag zu beschäftigen hatte. 1996 hatte ein heute 45-jähriger Kaufmann in Griechenland 127 500 Paar Hosen zu 22 Franken das Stück erworben und sie in der Schweiz als echte Levi`s-Jeans mit einem Gewinn von bis zu annähernd 100% weiterverkauft. Diesem Handel wollte der US-amerikanische Jeanshersteller Levi`s Einhalt gebieten und klagte auf Schadenersatz von 1,5 Mio. Franken. Die Bezirksanwaltschaft Zürich stellte fest, dass es sich bei den Jeans tatsächlich um plumpe Fälschungen handelt und verurteilte den Kaufmann zu sieben Monaten Gefängnis bedingt und einer Geldbusse von 20 000 Franken. Jetzt muss das Obergericht nochmals über den Fall. Sollte es den Angeklagten schuldig sprechen, handelt es sich um den bisher grössten Fall von Markenbetrug in der Schweiz. Ein Urteil hat das Gericht noch nicht gefällt; es folgt später schriftlich. Der Angeklagte beteuerte von Anfang an seine Unschuld und behauptete, die Hosen seien echte Levi`s. Die Geschäfte hätten die Ware geprüft und für korrekt befunden. Er sei schliesslich kein Fachmann in Sachen Jeans, könne also nicht zur Verantwortung gezogen werden. Die Verteidigung plädierte auf Freispruch.