Eigentlich war Marcel Reif bereits im Kommentatoren-Ruhestand: Doch obwohl der Kultreporter beim Finale der Champions League im letzten Sommer nicht am Mikrofon war, drehte sich die Fussballwelt munter weiter. «Eine Frechheit», wie ein humorvoller Marcel Reif im Interview mit dem Klein Report findet.
Im Sommer geben Sie nach zwei Jahren Abstinenz Ihr Comeback und kommentieren insgesamt zehn Champions League-Spiele bei Teleclub. Weshalb?
Marcel Reif: «Als im letzten Jahr das Finale ohne mich lief, dachte ich, das ist eine Frechheit. Das kann es nicht geben, wieso spielen die? Sie haben trotzdem gespielt, das lernt man. Die Welt dreht sich weiter, auch wenn man nichts dazu erzählt. Aber für mich dreht sie sich jetzt wieder schöner und schneller mit der Champions League.»
Nerven Sie sich so sehr über Ihre Kommentatoren-Kollegen, dass Sie selber wieder ans Mikrofon wollen?
Reif: «Nach mir gibt es sowieso niemanden mehr, früher war alles besser und wir haben es erfunden. Nein, ernsthaft: Ich höre selber gar nicht auf den Kommentator, wenn ich im Fernsehen Fussball schaue. Ich kommentiere innerlich auch nicht selber mit oder so etwas, so `freakhaft` ist es nicht mehr.»
Wann fängt die Saisonvorbereitung für Sie an, sind Sie schon drin?
Reif: «Nein, denn man ist gar nie draussen. Was passiert in Paris, wer ist der neue Trainer, was hat Guardiola gegen Liverpool falsch gemacht? Es ist nicht so, dass ich jemals gesagt habe, jetzt ist Schluss. Ich verfolge die Dinge immer noch so, dass ich sagen muss, entweder ich spinne oder das ist halt mein Leben. Ich habe immer gesagt: `Hei, es ist nur Fussball, es gibt wichtigere Dinge im Leben`, weil das philosophisch klingt. Jetzt muss ich sagen, das war gelogen. Ich wüsste nicht, warum ich loslassen sollte.»
Weshalb haben Sie sich zwischenzeitlich vom Kommentieren verabschiedet?
Reif: «Wenn ich den Job nicht mehr kann, will ich der erste sein der sagt: `Hör auf, du kannst es nicht mehr so, wie du es machen wolltest.` Ich habe aufgehört Champions League zu kommentieren, weil ich bei Sky das Gefühl hatte, dass ich damit anfange, mich selber zu zitieren. Ich dachte damals, dass man mich auch nachts um drei Uhr wecken konnte und ich dann um vier Uhr Dortmund gegen Bayern kommentieren könnte. Das war nicht mehr mein Anspruch. Ich dachte, es sei alles erzählt.»
Was hat sich geändert?
Marcel Reif: «Dann habe ich eine Pause gemacht. Und dann kommt Claudia Lässer, die Leiterin von Teleclub Sport, und sagt: `Kommentier uns doch zehn Spiele in der Champions League. Du kannst dir aussuchen, welche du machen willst.` Da kannst du nicht nein sagen.»
Haben Sie mit Ihrer grossen Erfahrung im Team von Teleclub eine besondere Rolle?
Reif: «Ich habe 22 Jahre für das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Deutschland gearbeitet. Bei RTL war ich Sportchef. Ich habe es nie gezählt, aber ich habe sicher mehr als 1000 Fussballspiele kommentiert. Irgendwann muss etwas hängenbleiben, das kannst du gar nicht verhindern. Ich habe gesehen, wie Fernsehrechte gekommen und gegangen sind. Die Atmosphäre hier intern ist der Wahnsinn. Das ist wie in einem Kindergarten, wo es neue Spielzeuge gegeben hat.»
Wir sind gespannt, wie es wird...
Marcel Reif: «Es wird gut, ich schwöre es. Ich verliere nicht gerne. Ich will nicht nur mitspielen, Olympia ist nicht mein Sport. Finale!»