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Montag
14.10.2024

Medien / Publizistik

Interview-Ausschnitt mit Kamala Harris bei «The Free Press»...    (Bild: Screenshot «60 Minutes»/«The Free Press)

Interview-Ausschnitt mit Kamala Harris bei «The Free Press»... (Bild: Screenshot «60 Minutes»/«The Free Press)

Bill Whitaker, Journalisten-Veteran der ersten Stunde, fragte Kamala Harris im traditionellen «60 Minutes»-Gefäss des pro-demokratischen Senders, ob Benjamin Netanjahu, der israelische Ministerpräsident, überhaupt noch auf die Biden-Harris-Ratschläge höre.

Die Antwort von Kamala Harris war ein unverständlicher Wortsalat, nicht unüblich für Kamala. Legendär ist ihr Wortsalat-Satz: «What can be, unburdened by what has been» – was sein könnte, unbelastet von dem, was gewesen war – machte in vielen Late-Night Shows die Runde.

CBS bewarb das Interview mit Kamala Harris auf diese Frage in den sozialen Medien. Der Kamala-Wortsalat wurde innert Sekundenschnelle zum Gelächter auf X: «Well, Bill, the work that we have done has resulted in a number of movements in that region by Israel that were very much prompted by, or a result of, many things, including our advocacy for what needs to happen in the region.»

Der Klein Report übersetzt selber: «Well Bill, die Arbeit, die wir unternommen haben, resultierte in einer Anzahl von Bewegungen in der Region durch Israel, die resultierend aus vielen Dingen, getriggert wurde, inklusive unserer Beratungstätigkeit für das, was in der Region passieren soll.»

Die finale Version von «60 Minutes» als Special hingegen, brachte auf die Frage eine völlig andere Antwort, nämlich, knapp und klar: «We’re not going to stop pursuing what is necessary for the United States to be clear about where we stand on the need for this war to end» – «Wir werden nichts unversucht lassen, wo wir stehen und was wir als Vereinigte Staaten brauchen, um diesen Krieg zu beenden.»

Sollte CBS die Antworten tatsächlich zusammengeschnitten haben, dass sie passen, hätte CBS die journalistischen Standards für die staatliche Lizenzvergabe, die in den USA sehr streng sind, massiv verletzt.

In allen Fällen, wo behauptet wird, Interviews wären gemäss redaktionellen Vorgaben bewusst zusammengeschnitten worden, werden die Transkripte der ursprünglichen Ton- und Film-Aufnahmen den Medienschaffenden zugestellt.

CBS hat dies bisher noch nicht getan. Der andere Präsidentschaftskandidat, Donald Trump, tobt unterdessen gegen CBS und droht auch mit einer Lizenzverweigerung für das Medium.

Dies wird wiederum als Attacke des republikanischen Kandidaten auf die Meinungs- und Pressefreiheit gesehen: «Nur autoritäre Staaten geben Lizenzen nach Gutdünken», erklären einige Politologen.

In den USA berichtet die seriöse «The Free Press» unter Bari Weiss ausführlich mit den jeweiligen Interview-Auschnitten: Die Passage von Kamala Harris.

Fazit: Der Wahlkampf 2024 schadet in jeder Hinsicht dem Vertrauen der Wähler und Wählerinnen in die Medien – und zwar in alle Medien. Dies wiederum, so wird befürchtet, schadet einem geordneten Ablauf der Präsidentschaftswahlen am 5. November 2024.