Die Meldung über den Mord am russischen Journalisten Arkadi Babtschenko sorgte für eine kollektive Schock- und Trauerwelle: Medien und zahlreiche Beobachter brachten das Attentat mit der kremlkritischen Haltung Babtschenkos in Verbindung. Am Mittwoch tauchte der Kriegsreporter zur allgemeinen Verwunderung unverletzt an einer Pressekonferenz auf.
Am Dienstagabend soll Arkadi Babtschenko vor seiner Wohnung in Kiew erschossen worden sein: Die Meldung aus der Ukraine wurde von unzähligen Medien weltweit aufgefasst. Alleine in der Schweiz berichteten beispielsweise das Schweizer Fernsehen (SRF), die «Neue Zürcher Zeitung», der «Tages-Anzeiger» oder der «Blick» über das mutmassliche Attentat. Freunde, Bekannte und Familie trauerten um Babtschenko.
Der Kriegsreporter, der selber in den 90er-Jahren für Russland als Soldat in Tschetschenien kämpfte, war im Februar 2017 aus seinem Heimatland geflüchtet, weil er sich und seine Familie in Gefahr glaubte. Vor diesem Hintergrund wurde der angebliche Mord in diversen Medienberichten mit seiner Kritik am Putin-Regime in Verbindung gebracht und in eine Reihe weiterer Fälle von Journalisten gestellt, die in den letzten Jahren in Russland und der Ukraine getötet wurden.
In der Folge beschuldigten sich Regierungsvertreter der beiden Nachbarländer gegenseitig: Der ukrainische Ministerpräsident Wladimir Gorisman machte auf Facebook die russische Regierung für den Mord am kremlkritischen Journalisten verantwortlich. Russlands Aussenminister Sergej Lawrow reagierte umgehend und wies die Vorwürfe zurück.
Wie verschiedene Medien mit Verweis auf die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichteten, forderte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier während eines Besuches in der Ukraine eine umfassende Aufklärung der Tat. Auch die Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen (ROG) verlangte von russischen und ukrainischen Behörden eine sofortige Intervention.
Am Mittwochnachmittag folgte die abrupte Wende: Arkadi Babtschenko zeigte sich an einer Pressekonferenz in Kiew gemeinsam mit dem ukrainischen Geheimdienstchef Wasili Grizak zur grossen Verwunderung aller Anwesenden bei bester Gesundheit. Der Mord sei vorgetäuscht worden, so Grizak. Ziel der Täuschungsaktion war demnach, einen russischen Anschlag auf den Journalisten zu verhindern.
Glaubt man den Aussagen des Geheimdienstchefs, so hat die Falle zugeschnappt: Der gesuchte Täter sei gefasst worden und werde als nächstes befragt.