Man nannte ihn das Auge Istanbuls. Und obwohl Ara Güler, der türkische Magnum-Fotograf, ein Leben lang um die Welt reiste, war ihm seine Heimat am Bosporus am liebsten. Dort ist er auch im Alter von 90 Jahren in einem Krankenhaus gestorben, wie die türkische Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag berichtete.
Ara Güler wurde 1928 als Sohn armenischer Eltern geboren. Seine Karriere als Fotograf begann er bei der türkischen Zeitung «Yeni Istanbul», später heuerte er bei der legendären Agentur Magnum an, arbeitete für grosse Magazine wie «Time Life» und «Paris Match».
Im Laufe seiner Karriere machte er auch Porträts grosser Persönlichkeiten wie Salvador Dali, Alfred Hitchcock, Winston Churchill und Pablo Picasso. Güler war es auch, der die letzten Aufnahmen der indischen Regierungschefin Indira Ghandi machte, kurz bevor sie 1984 von zwei ihrer Leibwächter erschossen wurde.
Ein Fotograf, sagte Ara Güler wieder und wieder, sei er nicht, schreibt Haznain Kazim auf «Spiegel Online». Und ein Künstler? Da konnte er richtig ärgerlich werden. «Nein!» Mit Kunst habe er nun wirklich nichts am Hut! Er habe auch keinerlei Verständnis für die Leute, die Abzüge seiner Fotos für Tausende von Euros kauften. Obwohl, na ja, eigentlich sei es ja doch ganz gut, auf diese Weise Geld zu verdienen, sagte er und lachte in sich hinein. Und dann schob er hinterher: «Ich bin Journalist. Ein Reporter.»
Fotografie sei das Dokumentieren der Welt, sagte er weiter und seine Welt war vor allem Istanbul. Das alte Istanbul der Fünfziger- und Sechzigerjahre. Aber er zog auch später mit seiner Kamera durch seine Stadt. Seine Schwarz-Weiss-Fotos sollten das Bild seiner Stadt bis heute prägen, gemeinsam mit den Texten des Literaturnobelpreisträgers Orhan Pamuk.
Erst im vergangenen August wurde in Istanbul ein nach Ara Güler benanntes Fotografiemuseum eröffnet.